• Berlin
  • Knabe-Untersuchungsausschuss

Sinnfrei und teuer

Rainer Rutz über die Verlängerung des Knabe-Untersuchungsausschusses.

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Parlamentarische Untersuchungsausschüsse gelten gemeinhin als scharfes Schwert der Opposition. Jedenfalls dienen sie dazu, den Regierenden das Leben etwas schwerer zu machen. Vor allem aber sollen sie Transparenz in politische Vorgänge bringen. Dass das auch brachial nach hinten losgehen kann, zeigt der Untersuchungsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, der sich mit der Entlassung des ehemaligen Gedenkstättenleiters Hubertus Knabe beschäftigt.

Zur Erinnerung: Das parlamentarische Gremium war im Februar mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD durchgedrückt worden mit dem Ziel, ihren antikommunistischen Säulenheiligen Knabe als Opfer einer hinterhältigen Politintrige von Kultursenator Klaus Lederer (Linke) zu rehabilitieren. Ein Ziel, dem die Opposition bis heute keinen Schritt näher gekommen ist. Runde um Runde bestätigten die Zeuginnen und Zeugen, was bereits aktenkundig war: Knabe wusste von den sexuellen Belästigungen seines Stellvertreters und versuchte, alle Vorwürfe als üble Nachrede abzutun.

Am Dienstag folgte nun der komplett bizarre Ausschussauftritt des 61-Jährigen selbst. Über die Gründe, warum Knabe aus seiner Zeugenaussage eine teils heulsusige, teils divenhafte Showeinlage machte (für die er zu Recht ein Ordnungsgeld von 1000 Euro aufgebrummt bekam), lässt sich nur spekulieren. Klar ist, dass er damit auch die Parteien vorgeführt hat, die ihm doch so bemüht die Stange halten.

Umso bemerkenswerter ist es, dass CDU und FDP daran festhalten, die Verlängerung des Untersuchungsausschusses über das Jahresende hinaus um drei weitere Monate zu beschließen. Abgesehen von den mehr als 100 000 Euro, die der Budenzauber kosten wird und mit denen sich mit Sicherheit Besseres anstellen lässt: Ernsthaft, Opposition? Es gibt für euch in dieser an Problemen wahrlich nicht armen Stadt nichts Dringenderes?

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.