Abflug ins Risiko
Basketballmeister Alba Berlin beginnt die neue Spielzeit im Lockdown von Israel - der Vorbote für ein völlig unplanbares Jahr
Für Basketball-Bundesligist Alba Berlin wird die neue Spielzeit eine Reise ins Ungewisse. »Das wird mit Abstand die größte Herausforderung, der wir je gegenüberstanden. Man kann derzeit gar nichts planen«, sagte Manager Marco Baldi. Für Kapitän Niels Giffey wird es vor allem auch eine mentale Angelegenheit: »Es wird keine geradlinige Saison. Man muss sich auf ein paar Dinge einstellen.« Am Donnerstag bestreitet Alba in der Euroleague bei Maccabi Tel Aviv sein erstes Pflichtspiel.
Die Corona-Pandemie verhindert eine solide Saisonplanung. »Das ist sehr zermürbend. Man ist gewohnt, Dinge vorausschauend zu planen. Aber das ist im Moment schlichtweg nicht möglich«, sagte Baldi. Der Manager setzt deshalb auf Flexibilität: »Man muss sich auf viele Szenarien vorbereiten.« Denn Verordnungen und Regeln können sich täglich ändern. Auch mit möglichen Quarantänen nach Reisen ist zu rechnen. So sieht Giffey den Trip nach Tel Aviv, wo gerade ein Lockdown herrscht, skeptisch: »Das ist schon verrückt, dass wir zu diesem Zeitpunkt da hinmüssen. Das hätte besser laufen können.«
So ist auch noch nicht klar, welche Kosten auf die Berliner zukommen. Für den Flug ins Corona-Risikogebiet Israel musste extra ein Flieger gechartert werden. »Das sind Zusatzkosten und wir wissen nicht, wie oft das diese Saison noch passiert«, erklärte Baldi. Ein festes Budget ist deshalb nicht möglich. »Es gibt nur Annahmen.«
Nächste Woche Freitag steht für Alba gegen Bayern München das erste Heimspiel an. Aktuell dürften die Berliner inklusive aller Teilnehmer 1000 Besucher in die Halle lassen. Darauf freut sich Giffey besonders. »Ich hoffe, wir haben die Möglichkeit, Leute live zu unterhalten. Durch die Zeit wurde es einem bewusst, dass es fehlt«, sagte er. Baldi gibt aber zu bedenken: »Die Verordnung kann sich ja stündlich ändern. Das haben wir im Fußball gesehen.« Zudem sei auch nicht sicher, »ob die Zuschauer dann überhaupt kommen«.
Sportliche Ziele scheinen angesichts der Umstände eher zweitrangig. »Wir waren in den letzten Jahren immer oben dabei. Unser Anspruch ist, immer Anwärter auf einen Spitzenplatz zu sein«, sagte Baldi über die Bundesliga. Das vorrangige Ziel sei aber, »dass man überlebt und aus dieser Zeit rauskommt. Möglichst mit noch einer gewissen Substanz«. Die Vorbereitung mit nur wenig Testspielen lief holprig. Mit Martin Hermannsson, Landry Nnoko und Rokas Giedraitis musste Alba drei Leistungsträger abgeben. Mit Maodo Lo (Bayern München), Louis Olinde (Brose Bamberg), Ben Lammers (Bilbao), Jayson Granger (Vitoria) und Simone Fontecchio (Emilia) kamen zwar fünf neue Profis. Allerdings fehlten einige von ihnen verletzt in der Vorbereitung.
Einspielen konnte sich das Team deshalb noch nicht. Bei Alba sind aber alle vom Kader überzeugt. »In Sachen Talent konnten wir die Abgänge auf jeden Fall auffangen«, meinte Giffey. Die Planung ist zwar abgeschlossen, der Manager hält sich aber noch alle Optionen offen. »Man wird sehen, ob man noch während der Saison auf irgendetwas reagieren muss«, sagte er. Giffey ist besonders von der Besetzung der Spielmacherposition mit Lo, Granger, Jonas Mattisseck und Peyton Siva angetan: »Da haben wir so viel Talent wie fast noch nie.«dpa/nd
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