Afrikanische Schweinepest breitet sich weiter aus
Erster Fall der Tierseuche im Landkreis Märkisch-Oderland nachgewiesen
Am Mittwoch bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut zwei weitere Fälle von Afrikanischer Schweinepest im Land Brandenburg. Seit dem Ausbruch der Tierseuche am 10. September sind damit 38 Fälle nachgewiesen.
Besonders bedeutsam ist einer der beiden neuen Fälle. Ein Jäger hatte am 27. September in Bleyen im Landkreis Märkisch-Oderland ein Wildschwein erlegt und eine Probe genommen. Die Laboruntersuchung durch das Loeffler-Institut ergab, dass sich das Wildschwein mit der Schweinepest angesteckt hatte. Somit ist nun ein zweites, bislang nicht betroffenes Gebiet in Brandenburg im Krisenmodus. »Damit haben wir eine neue Lage«, erklärte Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Der Krisenstab der Kreisverwaltung sei sofort aktiviert worden und stehe im engen Austausch mit dem Landeskrisenstab in Potsdam.
Bleyen liegt etwa 60 Kilometer entfernt von den bisherigen Fundorten in Schenkendöbern (Spree-Neiße) und Neuzelle (Oder-Spree), wo 28 beziehungsweise neun infizierte Wildschweine entdeckt worden sind. Ein Gebiet von 150 Quadratkilometern ist dort mit mobilen Elektrozäunen weiträumig eingegrenzt. Bleyen liegt aber nahe der polnischen Grenze, von wo die Schweinepest nach Deutschland überschwappte. In Polen grassiert sie schon länger und hat dort bereits auf Bestände von Hausschweinen übergegriffen - was in der Bundesrepublik unbedingt verhindert werden soll.
Bei Bleyen geschieht jetzt, was für solche Krisen vorgesehen ist und bei Schenkendöbern und Neuzelle erfolgte. In einem Radius von 15 Kilometern um den Fundort wird ein Gebiet festgelegt, das als »vorläufig gefährdet« eingestuft ist. Hier dürfen Jäger nun weder Schweine noch anderes Wild schießen. Denn knallende Gewehre könnten infizierte Tiere aufscheuchen, die flüchten und dabei die Seuche in bislang noch nicht befallene Gegenden einschleppen. Rund um den Fundort werden tote Wildschweine gesucht, um von ihnen Proben zu nehmen.
Agrarbetriebe, die Schweine halten, werden überprüft, ob sie die Biosicherheitsbestimmungen korrekt einhalten. Für land- und forstwirtschaftliche Flächen wird ein vorläufiges Nutzungsverbot verhängt, zum Beispiel dürfen Maisfelder nicht mehr geerntet werden. Diese Aussichten versetzen viele Landwirte in Angst und Schrecken. Sie fürchten massive finanzielle Verluste, die ihre Existenz bedrohen. Deshalb steht der eine oder andere kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
»Der neue Fall von Afrikanischer Schweinepest in Märkisch-Oderland macht deutlich, wie dringend konsequentes Handeln auf allen Ebenen notwendig ist«, sagte der Landtagsabgeordnete Thomas Domres (Linke). Die Bekämpfung der Seuche dürfe nicht »an fehlendem Personal und Material, Zuständigkeitsgerangel und defekter Technik scheitern oder gar durch Ignoranz behindert werden«. Die Kommunikation mit den Bauern und Jägern müsse schnell verbessert werden. »Völlig unklar sind nach wie vor die Entschädigungsregeln für Landwirte«, bedauerte Domres. »Hier gibt es akuten Handlungsbedarf.«
Für den Landtagsabgeordneten Ingo Senftleben (CDU) zeigt sich, »dass wir in ganz Brandenburg für den Umgang mit der Afrikanischen Schweinepest vorbereitet sein müssen«. Für die effektive Bekämpfung müssten seiner Ansicht nach feste Zäune aufgestellt werden, insbesondere ein fester Zaun an der gesamten brandenburgischen Grenze zu Polen. von der Uckermark im Norden bis nach Spree-Neiße im Süden.
»Wir brauchen einen festen Zaun an der gesamten brandenburgisch-polnischen Grenze«, glaubt auch Verbraucherschutzministerin Nonnemacher. Bisher steht ein solcher Zaun nur an einem kleinen Abschnitt im Kreis Spree-Neiße. Nonnemacher fügte allerdings hinzu, feste Zäune seien nur eine Maßnahme im Kampf gegen die Schweinepest und kein »Allheilmittel«. Denn die Seuche könne auch von Menschen, für die sie ungefährlich sei, über weite Strecken weitergetragen werden. Für Schweine endet eine Infektion fast immer tödlich.
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