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Der amerikanische Patient

US-Präsident Donald Trump nutzt Entlassung aus Krankenhaus für Corona-Politik-Show

  • Lesedauer: 3 Min.

Washington. Wie ein Sieger marschierte Donald Trump durch die goldenen Pforten des Walter-Reed-Militärkrankenhauses. Drei Tage nach seiner Einlieferung wegen einer Corona-Infektion verließ der Präsident die Klinik am Montagabend wieder, reckte den Daumen in die Höhe und wurde mit dem Hubschrauber zurück ins Weiße Haus geflogen, wo er demonstrativ seine Schutzmaske abnahm und salutierte. So als habe er nicht nur seine Krankheit besiegt, sondern auch die Pandemie insgesamt.

Der mit starken Medikamenten behandelte 74-Jährige, der sich in vier Wochen zur Wiederwahl stellt, nutzte die eigene Corona-Infektion für eine politische Show. Doch mit seinem Auftreten und seinen Äußerungen der vergangenen Tage dürfte der Republikaner seine Kritiker und viele Wähler in der Überzeugung bestärkt haben, dass er im Kampf gegen die tödliche Pandemie der falsche Mann im Weißen Haus ist.

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Denn die Ankündigung seiner Entlassung aus dem Krankenhaus verknüpfte Trump mit einem höchst zweifelhaften Appell: »Habt keine Angst vor Covid. Lasst nicht zu, dass es euer Leben beherrscht«, schrieb der Präsident auf Twitter. Er selbst fühle sich nach drei Tagen im Krankenhaus schließlich »besser als vor 20 Jahren«.

»Keine Angst« angesichts eines Virus, das in den USA schon mehr als 7,4 Millionen Menschen infiziert und mehr als 210.000 Menschen getötet hat? Bei den oppositionellen Demokraten und in den sozialen Netzwerken brach sofort ein Sturm der Entrüstung aus.

Trumps Wahlherausforderer Joe Biden rief den Präsidenten auf, sich mit seinen Äußerungen an die mehr als 200.000 Familien zu wenden, die ein Mitglied verloren hätten. Der demokratische Senator Jeff Merkley sprach von der »Fortsetzung der furchtbaren und gefährlichen Ratschläge eben jenes Mannes, dessen Missmanagement die Krise so schlimm gemacht hat«.

Die demokratische Abgeordnete Ilhan Omar twitterte: »Dieser Mann ist ungeeignet für das Präsidentenamt.« Viele hoben auch hervor, dass der Präsident gut reden hat, wenn er sich auf die besten Ärzte des Landes und quasi unbegrenzte medizinische Ressourcen verlassen kann.

Anhänger reagierten dagegen begeistert auf Trumps Entlassung aus dem Krankenhaus. »Er ist einfach aus Eisen gemacht«, sagte Karen Simon, die sich wie viele andere Trump-Fans vor der nördlich von Washington gelegenen Klinik postiert hatte. Bei Anhängern des Präsidenten ist die Auffassung weit verbreitet, das Coronavirus sei in Wirklichkeit gar nicht so schlimm. An sie wandte sich Trump mit seiner Politik-Darbietung.

Der Präsident hat seit Bekanntgabe seiner Corona-Infektion vergangene Woche versucht, aus der Ansteckung politischen Profit zu schlagen - oder zumindest den potenziellen politischen Schaden zu begrenzen. Der Präsident, der auf ein Image der Stärke setzt und jedes Zeichen von Schwäche tunlichst vermeidet, inszenierte sich als Kämpfer, der es mutig mit dem Virus aufnimmt und der trotz der Infektion unermüdlich für die USA arbeitet.

Der Republikaner erklärte sogar, durch die Infektion zu einem wahren Corona-Experten geworden zu sein - indem er durch die harte Schule gegangen sei. »Ich habe viel über Covid gelernt«, sagte der Präsident am Sonntag in einem Internetvideo. »Ich habe es gelernt, indem ich zur wahren Schule gegangen bin.«

Am selben Tag ließ sich Trump mit einem gepanzerten Fahrzeug an seinen vor dem Krankenhaus versammelten Anhängern vorbeikutschieren. Viele sahen das als weiteren Beweis für Trumps Rücksichtslosigkeit, weil der Präsident seine Personenschützer anstecken könnte.

Der in Umfragen hinter Biden liegende Amtsinhaber will nun möglichst schnell wieder in den Wahlkampf einsteigen. Obwohl er nach wie vor ansteckend ist; obwohl viele Fragen zu seinem Gesundheitszustand offen bleiben; obwohl immer mehr seiner Mitarbeiter positiv auf Corona getestet werden.

Ob ihm das gelingt, bleibt abzuwarten. Trumps Leibarzt Sean Conley räumte am Montag ein, der Präsident sei noch »nicht vollkommen über den Berg«. AFP/nd

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