Städtebaulich nicht geeignet

Senatsbaudirektorin lehnt Hochhäuser auf Karstadtareal am Kurfürstendamm weiter ab

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (parteilos, für Linke) spricht sich weiter gegen die Errichtung von Hochhäusern auf dem Grundstück des Karstadt-Kaufhauses am Kurfürstendamm in Charlottenburg aus. Im Dezember 2018 hatte das unter ihrem Vorsitz tagende Baukollegium entsprechenden Vorstel᠆lungen der Signa-Group des österreichischen Milliardärs René Benko eine Absage erteilt. »Städtebaulich und architektonisch beurteile ich die Situation heute nicht anders«, sagte Lüscher am Dienstagabend bei einer Online-Diskussion auf Einladung der Linksfraktion Charlottenburg-Wilmersdorf. »Wenn das Baukollegium das aus fachlicher Sicht sagt, kann ich in meiner Funktion als Senatsbaudirektorin diese fachliche Stellungnahme nicht zurücknehmen.« Es sei eine beratende Stellungnahme, die Politik umsetzen könne oder auch nicht.

Der Senat hatte mit Signa im August in einer Absichtserklärung vereinbart, einen Bebauungsplan aufzustellen. »Dazu wird ein Masterplan erarbeitet, der unter Berücksichtigung des Hochhausleitbildes die Entwicklung von ein bis zwei Hochpunkten vorsieht«, heißt es weiter in dem Papier, in dem der Senat im Gegenzug für den Erhalt Berliner Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof Zusicherungen für den Fortgang von drei Immobilienprojekten machte. Dabei geht es neben dem Kurfürstendamm um einen Hochhausbau am Standort Alexanderplatz sowie um die besonders umstrittenen Pläne zum Abriss und Neubau des Karstadt am Hermannplatz.

Die Sichtachse der Gedächtniskirche würde beeinträchtigt, außerdem sei der südliche Kudamm noch sehr stark gründerzeitlich geprägt und habe eine einheitliche Traufhöhe, so Senatsbaudirektorin Lüscher. »Wenn es Projekte gibt, die weitere Hochhäuser stricken, wird das einen enormen Druck auf diese südliche Substanz auslösen. Das wollten wir auf keinen Fall.« Auch nach dem negativen Votum von 2018 habe es weitere Gespräche mit Signa gegeben, berichtete Lüscher. Dabei sei deutlich gemacht worden, dass an dem Standort weiter verdichtet werden könne, »aber dass man bitte nicht zu stark in die Höhe geht«. Sie sieht in der Absichtserklärung Interpretationsspielraum. Die »Hochpunkte« könnten auch nur leichte Erhöhungen sein. Geeignete Hochhausstandorte seien der Hardenbergplatz sowie die Hertzallee.

»Ich halte es für falsch, einzelne Grundstücke jetzt einzeln vorab zu genehmigen«, erklärte der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) in Bezug auf die Signa-Pläne. Es gehe um die Gesamtentwicklung der City West.

Im Bezirk wird bereits seit einigen Monaten über die Charta City West 2040 gestritten, ein hauptsächlich von Immobilieninvestoren wie Signa finanziertes Thesenpapier für die Entwicklung von Charlottenburg-Wilmersdorf, das vom Bezirksamt offiziell in der Bezirksverordnetenversammlung vorgestellt worden ist. »Man beauftragt Leute mit massiven Bodenverwertungsinteressen und lässt die aufschreiben, wie sich die City West entwickeln soll. Das halte ich für ziemlich absurd«, erklärte Niklas Schenker, Co-Vorsitzender der Linksfraktion im Bezirk. Schruoffeneger bestritt, einen Auftrag erteilt zu haben. »Jetzt gehen wir hin und haben ein Planungsbüro beauftragt, das Bürgerbeteiligung machen soll«, so der Stadtrat.

Was nun Deal genannt werde, sei im Prinzip notwendig, erklärte Harald Bodenschatz, emeritierter Professor für Stadtplanung an der Technischen Universität. Man könne mit dem Entwickler hart sprechen. »Das ist möglich, das muss man auch tun«, sagte er über die eigene Erfahrung mit Signa. »Man muss es aus einer Position der Stärke tun. Die haben wir natürlich nur begrenzt, wenn es relativ wenig zivilgesellschaftliches Engagement und relativ wenig Öffentlichkeit gibt«, so der Forscher zur Situation in der City West.

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