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»Alternativen zu den grausamen Camps werden ausradiert«
Das Flüchtlingslager Pikpa auf Lesbos für besonders schutzbedürftige Menschen soll geschlossen werden
Mytilini. Die angekündigte Schließung des kleinen Flüchtlingslagers Pikpa auf Lesbos ist laut Mitarbeitenden ein gezielter Angriff auf den würdevollen Umgang mit Geflohenen. »Das Leben der Schutzsuchenden soll unmöglich gemacht, die Menschen dehumanisiert werden in entsetzlichen Camps«, sagte Carmen Dupont von der Initiative Lesbos Solidarity, die Pikpa betreibt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). »Weil wir gezeigt haben, dass es eine Alternative zu den grausamen Zuständen in überfüllten Camps geben kann, sollen wir ausradiert werden. Das ist politisch gewollt.« Die Behörden haben angekündigt, das Camp bis Donnerstag zu schließen.
In Pikpa leben Dupont zufolge derzeit knapp 100 besonders schutzbedürftige Menschen, darunter 17 unbegleitete Minderjährige, chronisch Kranke, Opfer von Folter. Auch Homo- und Transsexuelle seien in das kleine Lager gebracht worden, weil es für sie im überfüllten und riesigen Camp Moria zu gefährlich war.
Die Bewohner von Pikpa würden vermutlich in das neue Camp gebracht, in dem auch die Mehrheit der Menschen aus dem niedergebrannten Lager Moria sind. »Dort sollte niemand leben«, sagte die Helferin mit Blick auf die Lebensbedingungen. Viele Bewohner in Pikpa könnten deshalb aus Angst nicht mehr schlafen. »Vor allem Eltern sind erschüttert, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Kindern sagen sollen, dass sie bald nicht mehr zur Schule gehen können oder in den Kindergarten, dass sie bald kein Bett mehr haben werden, keine Toilette, kein fließend Wasser und kaum noch etwas zu essen.«
Menschen, die Gewalt erlitten hätten, befürchteten, dass ihnen wieder etwas passiere. Zudem seien Flüchtlinge in dem neuen Lager schutzlos Wetter und Stürmen und dem nahenden Winter ausgesetzt.
Pikpa ist seit 2012 ein offenes Lager mit mehreren Einzelhäusern und Notunterkünften in der Hauptstadt Mytilini, wo sich die Gemeinschaft engagiert und die Flüchtlinge würdevoll und sicher leben sollen. Es gebe medizinische und psychologische Betreuung und Unterstützung in Rechtsfragen. »Mit dem EU-Türkei-Deal wurden wir zum Zufluchtsort für die besonders Schutzbedürftigen«, erklärte Dupont. Organisationen wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schickten die Menschen zu ihnen.
»Wir zeigen, dass es nicht nötig ist, Menschen in inhumanen Lagern einzusperren«, sagte Dupont. »Das ist nicht schwierig und mit wenig Geld möglich.« In Orte wie Moria seien hingegen Milliarden europäischer Steuerzahler geflossen, dennoch bekämen die Menschen nur einmal am Tag zu essen.
»Das Lager wurde schon häufig bedroht, aber wir finden immer einen Weg, weiterzumachen«, gab sich Dupont kämpferisch. »Wir haben Werte zu verteidigen und das werden wir auch tun.« Dafür blieben sie mit den Menschen per Telefon und WhatsApp in Kontakt. »Wir werden sie unterstützen und schützen wo immer wir können.« epd/nd
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