Raus aus der zweiten Reihe

Weißenfelser Basketballer wollen als Gastgeber in der Pokalvorrunde auf sich aufmerksam machen

  • Tom Bachmann, Weißenfels
  • Lesedauer: 3 Min.

Zum Auftakt gibt sich der einstige Serienmeister Bamberg die Ehre, den Schlussakkord setzen die großen Bayern: In einem wohl einmaligem Turnier rückt das kleine Weißenfels am Wochenende in den Fokus der deutschen Basketballwelt. Und als ob die illustre Runde der acht Mannschaften bei den ersten Qualifikationsspielen des Pokals der Basketball-Bundesliga (BBL) noch nicht reichen würde, geht es noch um eine viel größere Frage. Ist Basketball mitten in der Coronavirus-Pandemie ohne Risiko mit Zuschauern möglich?

Kleiner Klub, große Verantwortung

»Wir wissen um unsere große Verantwortung. Bestenfalls lassen wir 1250 Zuschauer in die Halle. Wir werden sehr genau hinschauen, wie sich die Fans verhalten und das Konzept verschärfen, wenn es nötig ist«, sagt Martin Geissler, Manager des gastgebenden Mitteldeutschen Basketball-Clubs. Fast die Hälfte seiner Hallenkapazität darf der MBC nutzen. An den anderen beiden Pokalstandorten sieht das deutlich anders aus. In Vechta dürfen 500 Fans zuschauen, in Bonn wird gar ein Geisterturnier gespielt. In beiden Städten treffen je vier Teams aufeinander.

Beim kleinen MBC haben sie gerade recht gestreckte Arbeitstage. Der Aufwand ist immens. »Wir haben zehn Leute für das, wofür andere Vereine 30 Mitarbeiter haben«, betont Geissler. Pro Zuschauer steigt der Sicherheitsaufwand im Vergleich zur Zeit vor Corona um das Sechsfache. Ohne Fiebermessen geht es nicht in die Halle, in kurzen Abständen stehen Desinfektionsspender bereit. Die Zuschauer sitzen in Zehnergruppen, um die Nachverfolgung zu gewährleisten. Speisen und Getränke sollen am Platz verzehrt werden.

Um den Aufwand zu stemmen, musste der Verein aus Sachsen-Anhalt die Preise erhöhen. Mit Gewinn ist dennoch kaum zu rechnen, da das Turnier auch Werbeleistungen gegenüber Sponsoren ausgleichen soll. Externe Geldgeber machen 85 Prozent des Budgets der Weißenfelser Basketballer aus, derzeit sogar noch etwas mehr. Dennoch wollte der MBC dieses Turnier unbedingt nach Weißenfels holen. Auch aus PR-Gründen. »Nach 20 Jahren MBC und 15 Jahren insgesamt in der BBL, wollen wir den Schritt aus der zweiten Reihe machen«, sagt Geissler. »Normalerweise werden solche Events in große Arenen vergeben. Doch das Spektakel steht momentan nicht im Vordergrund. Wir sind richtig stolz, dass wir das Turnier bekommen haben. Es ist eine Auszeichnung für uns.«

Turnier mit Lerneffekt

Dass das ungewöhnliche Turnier Aufmerksamkeit erzeugen wird, ist auch der Liga bewusst. »Der Scheinwerfer wird sehr auf dem Pokal sein«, sagt BBL-Chef Stefan Holz. »Wir werden Erkenntnisse haben und daraus lernen.« Eine Blase wie beim Meisterschaftsfinale im Juni in München wird es nicht geben. Alle Teams sind in unterschiedlichen Hotels untergebracht, Mannschaften mit kurzen Wegen wie Bayreuth und Würzburg reisen gar nur für ihre Spiele an.

Sportlich wird es für den MBC wohl nicht für den Gruppensieg und die Qualifikation fürs Top-Four-Turnier Anfang November in München reichen. Zwar rechnet sich das Team von Trainer Silvano Poropat gegen Crailsheim am Sonnabend und gegen Bayreuth eine Woche später Chancen aus. Der FC Bayern wird aber kaum zu schlagen sein. »Wir nehmen das Turnier sehr ernst«, sagte Geissler dennoch: »Wir wollen uns Selbstvertrauen für die Saison holen.« dpa/nd

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