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Die innere Mitte gefunden
Union nach 1:1 bei Schalke mit Luxusproblemen, große Sorgen beim Gegner
Urs Fischer bezog am Montagmittag unmittelbar Position vor den Presseplätzen im Stadion An der Alten Försterei. Während der Trainer des 1. FC Union stand, tippten die an den Pulten sitzenden Medienvertreter die Aussagen des Schweizers direkt in ihre Laptops. Das 1:1 (0:0) am Sonntagabend beim FC Schalke 04 machte Fischer immer noch zufrieden. »Es war ein gutes Spiel. Vielleicht müssen wir eher in Führung gehen. Unser 1:0 war verdient«, erklärte Fischer. »Nach dem Gegentor hat Schalke etwas mehr Luft bekommen, ohne wirklich zwingend zu werden. Meine Mannschaft ist cool geblieben und hat es konsequent zu Ende gespielt.«
Die Treffer fielen erst in der zweiten Hälfte in der coronabedingt nur mit 300 Zuschauern gefüllten Schalker Arena. Unions Innenverteidiger Marvin Friedrich hatte nach einer Hereingabe von Kapitän Christopher Trimmel per Kopf zur Führung getroffen. Für das bisherige Schlusslicht Schalke rettete Goncalo Paciencia ebenfalls per Kopf den ersten Punkt in dieser Spielzeit. Schalke bleibt somit nach dem Heimdebüt des neuen Trainers Manuel Baum saisonübergreifend zum 20. Mal in der Bundesliga ohne Sieg.
Union hat dagegen nach der 1:3-Heimniederlage zum Auftakt gegen den FC Augsburg die innere Mitte gefunden. Zum dritten Mal in Folge konnten die Köpenicker punkten. Wie schon beim 1:1 bei Borussia Mönchengladbach gab es auswärts erneut einen verdienten Zähler. Damit wurde der 4:0-Heimerfolg gegen Mainz zumindest versilbert.
Die Eisernen haben es eher mit Luxusproblemen zu tun. Nach der Ausleihe von Torwart Loris Karius vom FC Liverpool rechneten viele Beobachter damit, dass der ehemalige Mainzer Keeper nun bei Union sein 92. Bundesligaspiel absolvieren wird. Doch auch in Gelsenkirchen erhielt Andreas Luthe, der im Sommer vom Ligakonkurrenten FC Augsburg gekommen war, den Vorzug. »Wir haben uns ausgetauscht. Andi es bisher wirklich gut gemacht. Ich empfand unsere Auftritte stabil. Da gehört der Torwart dazu. Andi ist seit Beginn bei uns. Loris war erst beim Mainz-Spiel erstmals dabei«, erklärte Fischer seine Entscheidung. Ein ganz klares Bekenntnis zu Luthe gab Unions Trainer vor der Heimpartie am kommenden Sonnabend gegen den SC Freiburg aber nicht ab. Es werde auch vor dem nächsten Spiel eine Entscheidung des Trainers geben. Noch wisse er nicht, was unter der Woche geschieht, meinte Fischer. Das heißt wohl: Karius dürfte demnächst seine Chance bekommen.
Im Blickpunkt stand auch wieder Max Kruse - weil der Stürmer am vergangenen Donnerstag via Instagram Videos von seiner digitalen Zockerrunde in einer Berliner Bar verbreitet hatte. Bei einem hohen Pandemielevel sollen Profis aus Sicht des Ligaverbandes im Alltag keine Kontakte zur Nachbarschaft und Öffentlichkeit pflegen. Darauf hat Unions Manager Oliver Ruhnert die Mannschaft am Freitag auch noch einmal eindringlich hingewiesen. Fischer nahm Kruse dann noch mal ein wenig in Schutz. »Wieso muss man bei ihm zehnmal nachfragen und bei anderen nur einmal? Am Schluss geht es um die gleiche Sache. Wir haben uns klar geäußert, dass wir es nicht gut finden. Irgendwann ist es auch mal gut. Es nervt«, meinte Fischer. Kruse hatte gegen Schalke von Beginn an und dann fast 80 Minuten gespielt. Dabei war zu sehen: In Bestform ist der ehemalige Nationalspieler noch lange nicht.
Die äußeren Bedingungen beim Spiel waren trist. Der Verein vergab die erlaubten 300 Tickets an Mitarbeiter systemrelevanter Berufe. Nur selten kam Stimmung auf der Gegengerade auf. Ultras waren nicht zugegen. Einige von ihnen hatten aber ihren Auftritt nach dem Spiel. Eine Gruppe von rund 80 Personen, die sich vor der Arena versammelt hatte, versuchte die erfolglosen Spieler rund eine Stunde nach dem Abpfiff auf ihre Art und Weise auf das Derby am kommenden Sonnabend bei Borussia Dortmund einzuschwören. Die Mannschaft war daraufhin komplett am Stadiontor erschienen. Sollte sich das Team nicht mindestens so präsentieren wie gegen Union, dann werde man sich wiedersehen. Dann werde es aber nicht so friedlich, sollen die Fans angedroht haben.
Zusätzliche Sorgen hatten Schalke andere Anhänger bereits beim U19-Spiel zwischen S04 und dem BVB (2:3) am Sonntag geamcht. Youssoufa Moukoko, der dreifache Dortmunder Torschütze, wurde mehrfach rassistisch beleidigt. »Das ist auf das Schärfste zu verurteilen«, sagte der Schalker Sportvorstand Jochen Schneider und entschuldigte sich sowohl beim Spieler als auch bei der Dortmunder Vereinsführung. Der DFB-Kontrollausschuss hat sich der Angelegenheit inzwischen angenommen. Ausnahmetalent Moukoko, der in einem Monat 16 Jahre alt wird und dann auch in der Bundesliga debütieren dürfte, will sich davon jedoch nicht unterkriegen lassen, teilte er via Instagram mit.
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