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Nächste Runde Notbetrieb
Meine Sicht: Rainer Rutz über das De-facto-Aus für das Hybridsemester an den Hochschulen
Noch bevor es überhaupt richtig begonnen hat, steht das sogenannte Hybridsemester an Berlins Hochschulen faktisch vor dem Aus. Monatelange Vorbereitungen, um im Wintersemester wenigstens einem Teil der Studierenden einen Präsenzlehrbetrieb zu ermöglichen, sind aufgrund der massiv gestiegenen Zahl der Corona-Neuinfektionen im Grunde obsolet.
Den Verantwortlichen an den Hochschulen und im Senat kann daraus schwerlich ein Vorwurf gemacht werden. Als Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) und die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten vor ziemlich genau einem Monat den dreistufigen Sicherheitsplan vorstellten, war zwar bereits absehbar, dass es bald in der Corona-Kiste rumpeln würde. Dass der berlinweite Wert der sogenannten 7-Tage-Inzidenz binnen vier Wochen von knapp über 25 auf inzwischen rund 140 klettern könnte, wollten viele aber dann doch nicht glauben.
Mittlerweile eher rätselhaft ist, warum das universitäre Alarmthermometer angesichts der Entwicklungen nach wie vor die Mittelstufe 2 anzeigt. Und man muss nicht über hellseherische Fähigkeiten verfügen, um zu prognostizieren, dass das Umschalten auf Stufe 3 - den absoluten Notbetrieb wie im Sommersemester - nur eine Frage von Tagen sein dürfte.
Nicht zuletzt für Studierende im Erstsemester ist das hochgradig misslich. Das Kennenlernen von Campus, Dozenten und Mitstudierenden ist gerade für jene wichtig, die mit dem Studium einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Umso unverständlicher ist, dass es die Hochschulleitungen nach übereinstimmenden Berichten offenbar nicht einmal schaffen, die Erstsemester adäquat über den derzeitigen Stand der Dinge zu informieren. Na dann, herzlich willkommen im neuen Unileben!
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