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Eine Art Asylkrimi
Geflüchtete und Einheimische drehen Spielfilm über Gewalt und Verständigung in Cottbus
Mohammad Shaar hat das Drehbuch gemeinsam mit Johannes Klemt geschrieben, aber eine Rolle spielen wollte er in dem Film »Schön, dass Du da bist« ursprünglich nicht. Filmemacher Klemt hat ihn überredet. So kam es, dass Mohammad in dem Streifen den Mohammad spielt, einen jungen syrischen Flüchtling, den es nach Cottbus verschlägt, wo er von Neonazis angepöbelt und bedroht wird, aber auch Freunde findet und eine Freundin, die sich nichts daraus macht, von ihrer Mutter ausgeschimpft zu werden, weil sie auf der Straße mit einem Ausländer gesehen wird. »Ich habe mir Deutschland anders vorgestellt«, klagt die Filmfigur Mohammed an einer Stelle. »Ohne Hass.«
Genau so hat es sich nicht zugetragen, und doch ist die Handlung keineswegs ein Produkt der Fantasie. Der Stoff ist zusammengestellt aus echten Erlebnissen von zwölf Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Außerdem steckt noch etwas von dem 23-jährigen Mohammad Shaar selbst in seiner und den anderen Figuren.
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»Ich habe mit viel Emotion mitgearbeitet – vor der Kamera und hinter der Kamera«, erzählt der 23-Jährige am Sonntagabend nach der Filmpremiere. Der 30 Minuten lange Streifen wurde um 19 Uhr aus dem Lothar-Bisky-Haus in Potsdam im Internet übertragen. Der 33-jährige Johannes Klemt war vor Ort und beantwortete hinterher Fragen der 161 Zuschauer. Sein Mitstreiter Shaar wurde aus Cottbus zugeschaltet.
Die beiden lernten sich 2018 in Cottbus kennen. Klemt berichtete damals als Journalist über eine Kundgebung des asylfeindlichen Vereins »Zukunft Heimat« und Shaar hatte eine Gegendemonstration auf die Beine gestellt. Anderthalb Jahre haben sie gebraucht, die Idee für den Film zu entwickeln und den Streifen zu drehen. Ohne die Fördermittel einer Stiftung, unentgeltliche Mitwirkung und die Hilfe der Stadt, vieler Vereine, der Polizei und der Linkspartei wäre es nicht gegangen.
Es gibt Szenen einer Schlägerei vor der Stadthalle und eines Überfalls an einem Geldautomaten. Die Dreharbeiten mussten angemeldet werden, damit die Polizei Bescheid wusste, wenn ein Passant die Situation nicht erkennt und den Notruf wählt. Tatsächlich wollte dann ein beherzter Bürger den Schauspieler stoppen, der mit einer gestohlenen Handtasche flüchtet. Die Polizeiinspektionschefin habe sich vorher alles angehört, erzählt Johannes Klemt, und dann erklärt: »So würden wir nicht vorgehen, aber wir können es mit eigenen Kräften machen.« So kam es, dass echte Polizisten mitspielen und den Neonazi Ronny und den Syrer Ali verhaften, die sich vor der Stadthalle geschlagen haben. 40 Personen wirken mit. Einige der Laiendarsteller haben extra Schauspielunterricht genommen, um ihre Sache gut machen zu können. Es gelingt dem Film, die Stimmung in Cottbus einzufangen. Die Stadt machte immer wieder Schlagzeilen mit gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen. Die unterschiedliche Haltung gegenüber den Flüchtlingen entzweite die Bevölkerung bis hinein in die Familien.
Der Film versucht, Brücken zu schlagen, und wagt es dafür, einerseits die falsche Denkweise der Neonazis wenigstens zu verstehen, andererseits nicht jeden Flüchtling nur als unschuldiges Opfer zu sehen. So hat der von Saleh Alallwan verkörperte Ali Lernschwierigkeiten in der Berufsschule. Ali bekommt Hilfe angeboten, lehnt sie aber entnervt ab und beleidigt seine Lehrerin. Er lässt sich von Neonazi Ronny provozieren und schlägt zu. Doch die Kontrahenten treffen sich wieder auf dem Arbeitsamt. Das letzte Wort ist zwischen ihnen nicht gesprochen. Mehr soll hier noch nicht verraten werden.
Der Film kann bis Mitte November im Internet angeschaut werden. Länger soll er dort vorerst nicht abrufbar sein, weil er sonst für viele Filmwettbewerbe nicht mehr eingereicht werden dürfte. Filmemacher Johannes Klemt wünscht sich noch eine Premiere in einem Kino, wenn die Coronalage dies wieder erlaubt. Genug Stoff für eine Fortsetzung wäre vorhanden, ein zweiter Teil »Schön, dass Du noch immer da bist« könnte gedreht werden. Klemt verspricht am Sonntagabend: »Da kommt noch was.«
Zunächst gab es als Überraschung am Sonntag ein Abendessen, spendiert von der Linkspartei, die ihre Landeszentrale in Potsdam für die Premiere zur Verfügung gestellt hatte. Auch bei der Versorgung der Filmleute am Set half die Partei. Die Landesvorsitzende Anja Mayer bereitete an einem Drehtag Lunchpakete für die jungen Leute zu. Sie hätte an diesem Tag auch etwas anderes tun können, aber schwerlich etwas Besseres. »Dieses Projekt rührt sehr mein Herz«, sagt sie.
Der Film ist hier bis Mitte November online verfügbar.
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