Der IS ist noch nicht besiegt

Nach den Anschlägen in Kabul und Wien

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Der »Islamische Staat« ist zumindest in seinem früheren Kerngebiet militärisch geschlagen worden. Doch die jüngsten Anschläge in Wien und Kabul zeigen, dass die Ideologie der Miliz weiter verbreitet wird und sie willige Vollstrecker findet. Westliche Staaten tragen eine große Verantwortung dafür, dass der IS überhaupt entstehen konnte. Denn er fand dort Zulauf, wo Staaten auch wegen westlicher Interventionen zerfielen. Der Irak ist hierfür nur ein Beispiel. Doch bisher hat man keine Antwort darauf gefunden, wie dem IS künftig der Nährboden entzogen werden kann. So waren die Friedensgespräche in Libyen und Afghanistan eine Farce. Erfolg können sie nur haben, wenn alle Konfliktparteien wirkungsvoll unter Druck gesetzt und sie nicht mehr von ausländischen Mächten unterstützt werden.

Aber auch die Situation in Europa darf nicht aus dem Blick geraten. Viele Täter haben sich nämlich hier radikalisiert. Wer in prekären Verhältnissen lebt, der ist besonders anfällig für radikale Ideologien. Notwendig sind unter anderem Präventionsprogramme und ein verschärfter Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit. Allerdings wäre es falsch, die Anhänger des IS nur als Opfer äußerer Umstände zu sehen. Sie begeistern sich für faschistoide Ideen und sind eine Gefahr für andere Menschen. Deswegen führt kein Weg daran vorbei, dass auch die Repression gegen islamistische Gruppierungen verschärft werden muss. Das kann auch geschehen, ohne Menschen wahllos in Länder abzuschieben, wo ihnen Folter droht. Sie sollten in den Staaten vor Gericht gestellt werden, in denen sie ihre Taten begangen haben. Wer nun Muslime unter Generalverdacht stellt, hilft Rechtsradikalen und vergiftet das gesellschaftliche Klima. Es sei daran erinnert, dass Muslime die größte Gruppe sind, die weltweit unter dem Terror der Islamisten leidet.

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