Die Leiden in der »Columbia-Hölle«
Vor 84 Jahren wurde das einzige Konzentrationslager im damaligen Berliner Stadtraum geschlossen
»Warum schweigt die Welt?« fragt Berthold Jacob nach seiner Haftentlassung aus dem KZ Columbia im Jahr 1935. Der Journalist, der über geheime Aufrüstung und Justizskandale publiziert hatte, war angesichts des Aufstiegs der Nazis bereits 1932 in die Schweiz emigriert. Ein Gestapo-Agent lockt ihn 1935 in eine Falle und Jacob wurde nach Berlin verschleppt - und nach sechs Monaten Schikanen, Misshandlungen und Terror durch die SS-Wachmannschaften im Columbia-Haus auf politischen Druck der französischen Regierung hin entlassen. Er geht nach Paris und veröffentlicht dort seine Erfahrungen.
Der Ort seines Leids war das »Konzentrationslager Columbia«, ehemaliges Gestapo-Gefängnis und vor dem Machtantritt der Nazis Militärarrestanstalt am Nordrand des Tempelhofer Flughafens.
Etwa 8000 Männer waren hier in den drei Jahren bis zur Schließung des KZ inhaftiert, unter ihnen zahlreiche Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Homosexuelle, Juden, Künstler, Geistliche, Zeugen Jehovas und viele andere, die sich dem nationalsozialistischen Regime entgegenstellten oder nicht in sein Weltbild passten. Als bekannte Namen wären Hans Böckler oder Hermann Duncker, aber auch Erich Honecker zu nennen, zum Zeitpunkt seiner Festnahme war der 23-Jährige politischer Leiter des Saar-Jugendverbandes und mit dem Auftrag nach Berlin gesandt, den kommunistischen Jugendwiderstand zu organisieren.
Die Gefangenen im Columbia-Haus wurden systematisch gequält und misshandelt. Die Häftlinge sprachen auch von der »Columbia-Hölle«. Geschlossen wurde das Konzentrationslager am 5. November 1936 - wegen der Erweiterung des Flughafens Tempelhof. Die Gebäude wurden zwei Jahre später abgerissen. Nach 1945 geriet die Geschichte des Columbia-Hauses ebenso wie die der Rüstungsproduktion und der Zwangsarbeitslager auf dem Tempelhofer Feld fast in Vergessenheit. Gegenüber dem ursprünglichen Standort des Gefängnisses am Columbiadamm Ecke Golßener Straße erinnert seit 1994 ein Denkmal an das KZ und seine Opfer.
Die neue Webseite führt in die Geschichte des Columbia-Hauses ein, versammelt Biografien ehemaliger Häftlinge und Berichte über die Haftbedingungen. Sie wird zunächst in deutscher Sprache zur Verfügung stehen, eine englische Version später folgen. Das Material soll ständig erweitert werden.
Die neue neue Webseite ist zu finden unter: www.columbiahaus.de. Am Donnerstag um 18 Uhr lädt die Gedenkstätte Deutscher Widerstand zum Vortrag »Warum schweigt die Welt?! - Häftlinge im KZ Columbia-Haus 1933-1936« mit Karoline Georg ein: www.gdw-berlin.de/livestream.
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