Starbucks schmecken Betriebsräte nicht

Die »Aktion Arbeitsunrecht« protestiert gegen gewerkschaftsfeindliche Aktivitäten des Kaffeekonzerns

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 3 Min.

»Union Busting stinks« - »Gewerkschaften bekämpfen stinkt«, steht auf einem grünen Aufkleber. Die Frauenfigur in der Mitte erinnert nicht zufällig an das Logo des Starbucks-Konzerns. In Deutschland gibt es über 1650 dieser Filialen des Kaffeebrühers, vor allem in Bahnhöfen. Sie präsentieren sich als Orte des gehobenen Konsums. Viele Tourist*innen besuchen Starbucks wegen der guten Internetverbindungen. Ein sozialpolitisches Bündnis will jedoch auf die schlechten Arbeitsbedingungen in den Starbucks-Filialen hinweisen.

Unter dem Motto »Dieser Kaffee schmeckt uns nicht«, ruft die »Aktion Arbeitsunrecht« am Freitag, den 13. November, zu Protesten vor Starbucks-Filialen auf. Geplant sind Aktionen in Hamburg, Berlin, Nürnberg, Duisburg, Siegen und Düren. Bereits zum zehnten Mal organisiert die »Aktion Arbeitsunrecht« an einem Freitag, den 13., Kundgebungen, um gegen Firmen zu protestieren, die durch besonders schlechte Arbeitsverhältnisse, Niedriglöhne und Behinderung von gewerkschaftlichen Rechten aufgefallen sind. Die Auswahl der Unternehmen, die an solchen Freitagen im Fokus des Protests stehen, kommt oft von Beschäftigten, die sich für die Verbesserung der Arbeitsverhältnisse dort einsetzten und dafür gemaßregelt wurden.

Einer von ihnen ist Michael Gläser. Der ehemalige Betriebsrat in einer Berliner Starbucks-Filiale berichtete auf einer Mobilisierungsveranstaltung zum Schwarzen Freitag über den Umgang mit aktiven Gewerkschafter*innen. Gläser, der neun Jahre bei der Kette gearbeitet, war in den Betriebsrat gewählt worden und kassierte dann in kurzer Zeit insgesamt zwölf fristlose Kündigungen. Eine Begründung soll gewesen sein, Gläser habe seine Vorgesetzten beharrlich gesiezt und das bei Starbucks übliche Du verweigert.

»Die Geschäftsführung hat null Verständnis für betriebliche Mitbestimmung. Wir haben Arbeitsanweisungen erhalten in denen wir unter Androhung von Kündigung genötigt werden sollten, nicht auf Betriebsratsseminare zu fahren«, so Gläser. Es habe regelmäßig Gehaltskürzungen bei Teilnahme an Seminaren oder Veranstaltungen für Betriebsräte durch die Linksfraktion gegeben. Betriebsräte und Nachrücker seien zudem aufgefordert worden, nicht zur Sitzung zu erscheinen, da man sie in der Filiale benötige und sie sonst das Team im Stich ließen.

Solche Einschüchterungen soll es nicht nur bei Berliner Filialen geben. So hat der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Starbucks im Saarland Hausverbot erhalten. In Düsseldorf hat man den Betriebsrat per Gericht durch Anzweifelung der Wahl abgesetzt. Bei den Neuwahlen wurde ein arbeitgeberfreundlicher Betriebsrat ins Amt gewählt.

Elmar Wigand von der »Aktion Arbeitgeberunrecht« betont gegenüber »nd«, dass zu den Forderungen gegen Starbucks ein Ende der befristeten Arbeitsverträge gehört. Auch die Steuervermeidungsstrategien des Konzerns sollen verboten werden. Durch Finanztricks fließt bisher ein Großteil der Starbucks-Gewinne steuerfrei aus Deutschland ab. »Der 13. November soll der Beginn einer längeren Kampagne sein«, so Wigand. Ihm schwebt ein Konsument*innenstreik vor. Dabei sollen sich die Kund*innen bewusst dafür entscheiden, keine Läden zu unterstützen, die die Rechte der Beschäftigten missachten. Unterstützt werden soll die Kampagne durch Aufkleber und Adbusting-Aktionen, bei denen Starbucks-Werbung kreativ verändert wird, um über die Schattenseiten der Kaffeekette zu informieren.

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