US-Richter erhöht Druck auf Bayer in Glyphosat-Streit

Agrarchemiekonzern soll sich mit Klägern schneller auf einen Vergleich einigen

  • Lesedauer: 2 Min.

San Francisco. Bei den Glyphosat-Klagen in den USA hat der zuständige Richter den Druck auf den Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer für eine Einigung erhöht. Richter Vince Chhabria kündigte in der Nacht zu Dienstag in San Franciso an, einige der offenen Bundesfälle wieder in den Gerichtssaal vor Geschworenen-Jurys zu bringen. Nach einer Zeit für Verhandlungen für einen Vergleich sei nun die Zeit gekommen, die Fälle wieder aufzunehmen.

Somit könnte Bayer nächstes Jahr bis zu vier Fälle vor Gericht verhandeln müssen. Doch Bayer hat weiter die Möglichkeit, für deren Ablehnung zu kämpfen oder sich mit den Klägern zu einigen. Bayer teilte mit, man wolle weiter eine Einigung bei den Glyphosat-Klagen erzielen. Der vom Gericht bestellte Mediator Ken Feinberg sagte, man sei noch nicht am Ziel, es gebe aber bedeutende Fortschritte.

Bayer hatte im Sommer einen groß angelegten Vergleich in der Sache angekündigt. Dabei sind für bestehende Glyphosat-Klagen bis zu 9,6 Milliarden Dollar vorgesehen. Bereits gegen Ende des Sommers hatte Chhabria Bayer wegen des langsamem Tempos bei den Einigungen gerügt und angedroht, die Verfahren in einigen der Fällen fortzusetzen. Wie seit Anfang November bekannt ist, hat Bayer mittlerweile in 88.500 Fällen eine Vereinbarung erzielt. Ende Juni hatte Bayer von etwa 125.000 eingereichten und nicht eingereichten Klagen berichtet.

Verhandlungen von Glyphosat-Klagen vor Gericht dürften kaum im Interesse von Bayer sein, hatte der Konzern doch in den ersten drei Verfahren wegen angeblicher Krebsrisiken von Glyphosat herbe Niederlagen kassiert. Jedoch sind nicht alle Rechtsmittel ausgeschöpft.

Offen ist zudem weiter der Umgang mit möglichen künftigen Fällen, also mit potenziellen Klägern, die künftig an Krebs erkranken und Glyphosat dafür verantwortlich machen. Richter Chhabria hatte sich hier an der ursprünglich von Bayer und der Gegenseite geplanten Lösung gestört. Die Bayer-Führung hatte Anfang November angekündigt, dass ein überarbeiteter Vorschlag etwa zwei Milliarden Dollar kosten wird und damit mehr als die ursprünglich erwarteten 1,25 Milliarden Dollar. Was genau an den neuen Vereinbarungen teurer wird und wie Bayer Richter Chhabria überzeugen will, sagte Bayer damals nicht. Insgesamt käme das Vergleichspaket so auf rund 11,6 Milliarden Dollar (fast 10 Milliarden Euro). dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -