Verurteilter Mörder in den USA hingerichtet

Mit Vollstreckung der Todesstrafe bricht scheidende Regierung mit alter Tradition

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Washington. Ungeachtet jahrzehntelanger Gepflogenheiten ist in den USA kurz vor dem Regierungswechsel ein verurteilter Mörder hingerichtet worden. Der Schwarze Orlando Hall wurde in einem Gefängnis in Indiana durch eine Giftspritze getötet, wie das US-Justizministerium am Donnerstag mitteilte. Die Regierung von Donald Trump brach damit eine alte Tradition: Normalerweise halten sich scheidende Regierungen vor einem Machtwechsel bei Hinrichtungen, die auf Bundesebene vollstreckt werden, zurück.

Hall war 1995 wegen Beteiligung an der Entführung, Vergewaltigung und Ermordung eines 16-jährigen Mädchens schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden. Nach Angaben seiner Anwälte leugnete er seine Beteiligung an der Tat nicht. Ihren Angaben zufolge wurde die nur mit Weißen besetzte Jury jedoch nicht über seinen familiären Hintergrund informiert. Zudem sei ihr nicht erlaubt worden, Halls Reue-Bekenntnis und seine Entschuldigung bei der Familie des Opfers anzuhören.

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Das Todesurteil gegen Hall wurde vollstreckt, nachdem der Supreme Court Halls Einspruch zurückgewiesen hatte. Erstmals war die neue Verfassungsrichterin Amy Coney Barrett an einer solchen Entscheidung beteiligt. Die Juristin hatte sich auf die Seite ihrer fünf konservativen Kollegen gestellt und damit grünes Licht für die Hinrichtung gegeben.

Barrett war von Trump im Oktober als Nachfolgerin der linksliberalen Verfassungsrichterin Ruth Bader Ginsburg bestätigt worden. Seitdem verfügt das konservative Lager über eine komfortable Mehrheit von sechs der insgesamt neun Richter im Supreme Court.

Seit dem Sommer war es die achte Hinrichtung, die auf Bundesebene vollstreckt wurde. Todesurteile auf Bundesebene waren nach einem Beschluss der Trump-Regierung nach 17-jähriger Unterbrechung erst Mitte Juli wieder vollstreckt worden. Die meisten Todesurteile werden in den USA von den Gerichten der einzelnen Bundesstaaten ausgesprochen. Justizminister William Barr hat sich für den Vollzug der nationalstaatlichen Todesstrafe eingesetzt. Das schulde man den Opfern.

Die Hinrichtung von Hall steht im Widerspruch zu einer seit 131 Jahren gepflegten Tradition in den USA. Demnach überlassen scheidende Regierungen die Verantwortung für solche umstrittenen Entscheidungen der neuen Regierung.

Ebenfalls am Donnerstag schob ein Berufungsrichter die für den 8. Dezember geplante Hinrichtung der wegen Mordes 2004 an einer schwangeren Frau zum Tod verurteilten Lisa Montgomery (52) auf. Montgomerys Anwältinnen sind beide an Covid-19 erkrankt. Daher dürfe die Hinrichtung frühestens am 31. Dezember stattfinden, heißt es laut Fachdienst »courthousenews.com« in dem Aufschub. Montgomerys Hinrichtung wäre die erste nationalstaatliche Exekution einer Frau seit 1953. Agenturen/nd

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