Mit ›Emma‹ unter Volldampf aus dem Besuchertief

Der Filmpark Babelsberg hat durch Corona herbe Einnahmeverluste verzeichnet - und investiert viel Geld in neue Attraktionen

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Die diesjährige Saison endete im Filmpark Babelsberg mitten im coronabedingten »Lockdown Light«. Geschäftsführer und Gesellschafter Friedhelm Schatz zog in der vergangenen Woche die Bilanz eines eher glanzlosen Geschäftsjahres. Insgesamt nur knapp 100 000 Besucher konnte das Team begrüßen, zwei Drittel weniger als in den Jahren zuvor. Infolge der Corona-Pandemie hatte die Freizeiteinrichtung Schließungen sowie ein Hygienekonzept mit Zutrittsbeschränkungen zu verkraften. Doch 2021 will man endlich wieder durchstarten, will bis dahin zwei Millionen Euro in neue Attraktionen investieren, wie Schatz versicherte.

Bei der Präsentation der Bilanz ließ Friedhelm Schatz, als Lokomotivführer verkleidet, unter den wachsamen Augen des Sandmännchens und vorbei an Marx und Engels die Lokomotive »Emma« aus dem Kinderfilm »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« am Kranhaken an ihrem neuen Standort einschweben. Die 3,5 Tonnen schwere und voll funktionstüchtige Requisite wird in Zukunft vor dem Themenspielplatz zum Film stehen. »Mit Emma blicken wir nach vorn«, versicherte der Parkchef.

Der Besucherschwund hat den 69-Jährigen hart getroffen. »Es hat weh getan, uns aber nicht entmutigt.« Im Vertrauen auf ein besseres Geschäftsjahr 2021 sei aber ein »Drehbuch« entstanden, und längst haben die Arbeiten für die nächste Saison begonnen. »Selbst an den wenigen Öffnungstagen in diesem Jahr hat uns die überaus positive Resonanz bei den Besucher*innen gezeigt: Es gibt ein großes Bedürfnis nach dem ›Blick hinter die Kulissen‹, nach Unterhaltung, Information und Abenteuer«, sagt der Parkchef. »Diesem haben wir Rechnung getragen und werden wir weiter Rechnung tragen: ›Giant Props‹ - die Sammlung ungewöhnlicher Originale - und der ›Jim Knopf‹-Abenteuerspielplatz mit der ›Emma‹ als Star sind im Bau. Weitere Programmpunkte werden folgen.«

Für den Filmpark gibt es im kommenden Jahr drei Szenarien, rechnete der Geschäftsführer vor: Entweder darf der Filmpark am kommenden 1. April nicht öffnen, oder er darf es nur mit Einschränkungen, oder aber er macht wie gewohnt auf. »Wir bereiten uns auf die dritte Möglichkeit vor«, sagte Schatz. Zum Beispiel mit dem Aufbau des thematischen Spielplatzes rund um »Emma« und den »Jim Knopf«-Film, der von diesem Standort aus bis zu den Gärten aus »Die Geschichte des kleinen Muck« führt. Vervollständigt werden soll die »Straße der Giganten«, auf der neben einer Nachbildung der Bronzeplastik des 1986 eingeweihten Berliner Marx-Engels-Forums auch Baron Münchhausen auf der Kanonenkugel, der »Barbar« und Steinbeißer aus der »Unendlichen Geschichte« ihren Platz gefunden haben.

»Es gibt eine Reihe von ›Drehbüchern‹, die wir bearbeiten wollen«, erklärt Schatz. So stellt der Filmpark gerade für zwölf Millionen Euro ein neues Depotgebäude fertig, in dem das Lager des Parks und der Kostümfundus untergebracht werden. Bis Ende 2021 folgt der Bau des neuen Magazins für die Sammlung des Potsdamer Filmmuseums, das rund 20 Millionen Euro kosten soll. Insgesamt werde man am Ende zwischen 30 und 35 Millionen Euro einsetzen, um im kommenden Jahr die Besucher überraschen zu können, so Schatz.

Auch dem Fernsehen wird auf dem Parkgelände, das einst die DEFA-Studios beherbergte, mit einem Ausstellungspunkt zur Endlos-Serie »Gute Zeiten - Schlechte Zeiten« würdig vertreten. In der Caligari-Halle ist eine »Cinefantastic«-Ausstellung geplant, und in der bisherigen U-Boot-Halle soll sich alles um das Thema »Horror« drehen. Auch an die von weither anreisenden Besucher ist gedacht: Auf einem Teilbereich des heutigen Parkplatzes entsteht ein Parkhaus, das künftig noch mehr Autostellplätze bieten soll als bisher.

Dass dieser Tage in der nebenstehenden, zur Medienstadt gehörenden Metropolis-Halle das Potsdamer Corona-Test-Zentrum eröffnet wurde, beunruhigt Friedhelm Schatz keinesfalls. Er sehe darin keine Beeinträchtigung des Filmparks. »Es gibt ein vorbildliches Sicherheitskonzept. Wir haben kaum Berührungspunkte«, sagte er.

Auch mit höheren Eintrittspreisen müssten die Besucher nach heutigem Kenntnisstand nicht rechnen, erklärte Schatz. Das hänge aber davon ab, in welchem Verhältnis Aufwand und Einnahmen künftig stehen.

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