- Politik
- Italien
Feiertagsbraten zu sechst
Italien verschärft Corona-Schutzmaßnahmen zu Weihnachten
Auch in Italien wird es zu Weihnachten und Neujahr in diesem Jahr ruhiger zugehen als in normalen Zeiten. Die Covid-19-Pandemie bringt das öffentliche Leben hierzulande fast völlig zum Erliegen. Bereits in der Vorweihnachtszeit haben alle großen Einkaufszentren nur eingeschränkte Öffnungszeiten, an den in anderen Jahren verkaufsoffenen Wochenenden bleiben die Geschäfte diesmal geschlossen.
Geschlossen sind ferner Museen, Theater, Kino und Freizeiteinrichtungen wie Sportstudios. Die Bewegungsfreiheit der Menschen ist jetzt schon eingeschränkt, in den kommenden Wochen - so das neue Dekret der Regierung Giuseppe Contes - werden diese Maßnahmen noch verschärft. Italien verzeichnet zwar rückläufige Zahlen bei den Neuinfektionen, doch auch diese sind noch immens hoch: Zu Wochenmitte meldeten die Gesundheitsbehörden 20 709 Neuinfektionen. Zwei Wochen zuvor lag die Zahl noch bei über 40 000. Besorgniserregend die immer noch hohe Sterberate mit 684 Verstorbenen an einem Tag.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Weihnachten gehört in Italien zu den wichtigsten Familienfesten, in normalen Zeiten reisen die Verwandten aus allen Teilen des Landes an. Nach dem aktuellen Dekret dürfen sich jedoch nur noch sechs Personen zum weihnachtlichen Abendessen treffen, zugelassen sind dabei nur Verwandte ersten Grades.
Die heiligen Messen am 24. Dezember werden auf 20 Uhr vorgezogen. Wie an den Feiertagen und auch zu Silvester herrscht ab 22 Uhr eine Ausgangssperre bis zum kommenden Morgen um sieben Uhr (an Werktagen bis fünf Uhr). Menschen, die in einer »gelben Zone« (geringeres Risiko, derzeit sind dies: Trento, Veneto, Ligurien, Lazio, die Molise, Sardinien und Sizilien) wohnen, dürfen sich zwischen dem 4. und 20. Dezember relativ frei bewegen und auch zum Feiertag am 8. Dezember Verwandte besuchen. Zwischen dem 21. Dezember und dem 7. Januar wird dann die Bewegungsfreiheit landesweit eingeschränkt.
Bars und Restaurants bleiben auch nach dem neuen Dekret weiterhin ab 18 Uhr abends geschlossen. Die gastronomischen Betriebe dürfen lediglich Mittagstisch anbieten oder außer Haus liefern. Auch Hotelübernachtungen sind eingeschränkt.
Zu den Feiertagen sind die meisten Urlaubsgebiete geschlossen, auch die Skizentren öffnen erst nach dem 7. Januar wieder ihre Pisten. Ähnlich wie in Österreich wird es keine Übernachtungsmöglichkeiten geben.
Auch Schulen und Universitäten sollen erst nach dem 7. Januar wieder teilweise ihre Pforten öffnen dürfen. Allerdings ist der Präsenzunterricht nach der aktuellen Verordnung nur für die Klassen der gymnasialen Oberstufe vorgesehen, und auch hier dürfen nur die Hälfte der Schüler den Unterricht besuchen, die anderen verfolgen die Lektionen zu Hause am Bildschirm.
Urlauber, die aus dem Nicht-Schengen-Gebiet zurückkehren, müssen sich nach der Einreise in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Wer aus den 27 EU-Staaten zurückkehrt, kann der Quarantäne entgehen, wenn er einen Negativ-Test vorweisen kann.
Die Regierung Conte hält diese strengen Maßnahmen für den einzigen Weg, die Infektionszahlen weiter einzudämmen. Protest hingegen kommt aus den Regionen und Provinzen, in denen derzeit schon geringe Neuinfektionen gezählt werden - vor allem im Süden befürchtet man einen weiteren starken Einbruch der Wirtschaft. Der lombardische Gouverneur Attilio Fontana (Lega) bezeichnete die neuen Maßnahmen als »Unsinn«, man schränke die Freiheiten der Bürger nur noch mehr ein und verhindere, dass die Familien wenigstens das Hohe Fest zusammen feiern dürften. Im Parlament konnte sich jedoch die Meinung der Opposition - außer der Lega gehören ihr noch Forza Italia und die rechten Fratelli d’Italia an - nicht durchsetzen. In beiden Kammern verabschiedete das Parlament die neuen Verordnungen, die damit demokratisch legitimiert sind.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.