Traurige Zeit für den Fasching

Landtagsausschuss befasst sich mit der Situation der Museen und Karnevalsvereine

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Zwar sind derzeit coronabedingt sämtliche Museen in Brandenburg für Besucher nicht geöffnet, doch geht die Arbeit in ihnen weiter. Die meisten Kommunen beschäftigen die Museumsmitarbeiter nach wie vor und schicken sie nicht in Kurzarbeit, sagte Susanne Köstering, Geschäftsführerin des märkischen Museumsverbands, am Mittwoch im Kulturausschuss des Landtags.

Das Gremium tagte in einer Videokonferenz. Dabei hieß es, dass vor allem die DDR-Geschichte für die Museen »von großer Relevanz und verbreitetem Interesse ist«. Köstering fügte hinzu, die DDR sei keineswegs nur ein Thema für spezielle Museen und Gedenkstätten. Ihr zufolge widmen sich diesem Thema sehr viele kleinere Museen »aus jedem Blickwinkel«. Das Dokumentationszentrum der DDR-Alltagskultur in Eisenhüttenstadt stelle dabei für sie einen »wichtigen Ankerpunkt« dar. In Brandenburg gebe es heute rund 400 Museen, 300 davon sind Mitglieder des Museumsverbands. Allein 40 Museen widmen sich der Industriegeschichte, laut Köstering sind sie allesamt nach 1989 entstanden - zum Teil in Betrieben, die zu dieser Zeit noch produktiv gewesen seien, geschaffen damals von Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. 67 Prozent aller Museen im Land werden ehrenamtlich betreut.

Museen vermittelten vor allem im ländlichen Raum nicht allein Kenntnisse, sondern bieten vielfach auch Räume für Veranstaltungen. Sie stellen der Geschäftsführerin zufolge »die am meisten verbreitete Kultureinrichtung des Landes« dar. Ihren Dank für die Förderung durch die Landesregierung verband Köstering mit einem Appell an die Abgeordneten: Flächendeckend seien die fehlenden Depots ein Problem. Im hinteren Bereich vieler Museen würden aus diesem Grund »katastrophale Zustände« herrschen. Hier Abhilfe zu schaffen, würde rund eine Million Euro kosten.

Keineswegs lustig ist die aktuelle Situation der meisten Karnevalsverbände im Land. Die ausschließlich ehrenamtlich getragene Struktur leidet in der Coronazeit unter Einnahmeausfällen, vor allem jüngere Mitglieder verlassen die Vereine. Man wissen oft nicht, wie die Miete für die Vorbereitung und Trainingsstätten aufzubringen sei, sagte Fred Witschel, Präsident des Karnevalverbandes Berlin-Brandenburg.

Weil dem Karneval in der närrischen Saison 2019/20 die Schuld am Einbruch der Corona-Epidemie in Deutschland gegeben worden sei, stehe der Karneval besonders unter Beobachtung. »Die aktuelle Situation ist sehr schwierig.« Die DDR habe den Karnevalsgedanken »nicht unbedingt unterstützt«, meinte der Präsident. Ende der 1980er Jahre habe es aber 190 Karnevalsvereine auf dem Gebiet des heutigen Landes Brandenburg unter der Ägide des Kulturbundes und des Kulturministeriums gegeben. Heute zähle der Karnevalsverband Berlin-Brandenburg 136 Mitglieder. Zunächst habe sich der Verband Lausitz gebildet, einige Jahre später sei er mit seinen 44 Mitgliedsvereinen dem Landesverband beigetreten. Dass die Medien sich bei der Berichterstattung auf die Karnevalshochburg Cottbus fixieren, betrachtet Witschel als ungerecht. »Die Vielfalt ist größer.« Bei der in normalen Zeiten alljährlich in Cottbus stattfindenden Veranstaltung »Hier steppt der Adler« präsentierten sich Vereine aus dem ganzen Land. Leider habe der Beginn der Karnevalssaison im laufenden Jahr nicht in der Potsdamer Staatskanzlei begangen werden können. Wäre das im kommenden Jahr im Hof der Kanzlei möglich, »würden wir uns sehr freuen«.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) sagte, für den Karneval sei die Staatskanzlei zuständig. Sie verwies auf die bedauerliche Tatsache, dass die Antragsfrist für finanzielle Hilfen zugunsten der Vereine am 30. November abgelaufen sei. Doch gebe es Töpfe, aus denen nicht alles Geld abgeflossen sei. Sie sieht Möglichkeiten, den notleidenden Karnevalsvereinen damit zu helfen. »Im nächsten Jahr nehme ich Sie gern unter unseren Schutzschirm.«

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