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Saison voller Unwägbarkeiten
Am Donnerstag beginnt die neue Spielzeit der Deutschen Eishockey-Liga. Sie steht unter keinem guten Stern
Nach dem Meisterschaftsstart in fast allen anderen Profiligen haben die 14 Klubs der Deutschen Eishockey-Liga doch noch die Kurve gekriegt. Extrem lange hatte die DEL gebraucht, um ein in Corona-Zeiten taugliches Konzept zu entwickeln, auf das sich alle Beteiligten einigen konnten. So startet die 27. Saison der Liga drei Monate später als ursprünglich geplant - vor leeren Rängen natürlich. Das Problem war die im Vergleich zu anderen Ligen besonders hohe Abhängigkeit von Zuschauereinnahmen. Sie machen im Eishockey im Schnitt rund 80 Prozent der Etats aus. »Alle haben einen großen Beitrag geleistet. Da war viel Solidarität zu spüren«, zeigt sich DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke nun aber zufrieden.
Sponsoren signalisierten auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, ihre finanzielle Unterstützung fortzuführen, und die Profis, die vielerorts monatelang in Kurzarbeit geschickt wurden, unterschrieben schließlich Verträge mit finanziellen Einbußen von 25 Prozent. Dennoch wurde bis zuletzt gezittert - und gebettelt, wie bei den Kölner Haien, die bei ihrer Spendenaktion immerhin eine Million Euro zusammenbekamen. Andernorts verzichteten Fans auf Rückforderungen für bereits gekaufte Dauerkarten. Nicht zuletzt griff die Politik mit einem 200-Millionen-Euro-Fonds den Profivereinen unter die Arme. Je 800 000 Euro erhält jeder DEL-Klub als Ersatz für die fehlenden Zuschauereinnahmen.
Coronamaßnahmen
Drei Tests pro Woche sind für alle vorgeschrieben. Stehen ein Torwart und neun Feldspieler zur Verfügung, muss eine Mannschaft antreten. Bei einer Teamquarantäne sollen Spiele möglichst später nachgeholt werden. In der Tabelle entscheidet die Punktzahl pro Spiel, falls die Teams unterschiedlich viele Partien absolviert haben.
Starker Umsatzrückgang
Die Klubs strichen ihre Etats im Schnitt um 50 Prozent zusammen. Die Einbußen belaufen sich ligaweit auf rund 60 Millionen Euro, 45 Millionen durch fehlende Ticketverkäufe. Am meisten halfen der 25-prozentige Gehaltsverzicht der Spieler und staatliche Finanzspritzen. Auch die geringere Zahl an Spielen und kürzere Reisen verringern die Kosten der 14 Klubs. Die Klubbesitzer schossen zudem ligaweit mehr als zehn Millionen Euro hinzu.
Playoffs
Die jeweils ersten Vier aus Nord- und Südgruppe erreichen Mitte April die Playoffs, die ebenfalls abgespeckt werden sollen. Von Viertelfinale bis Finale werden statt vier Siegen zum Ermitteln der jeweiligen Sieger schon zwei reichen. SID/nd
Einen Vorgeschmack auf die Saison bot das von einem TV-Sender gesponserte Vorbereitungsturnier, an dem acht der 14 DEL-Teams teilnahmen. Die anderen sechs konnten sich das Turnier nicht leisten. Doch nach achtmonatiger Spielpause hatte das deutsche Eishockey zumindest ein Lebenszeichen abgegeben. Mit dem 7:5-Finalsieg des Ex-Meisters aus München über das Überraschungsteam Bremerhaven war der Cup am vergangenen Wochenende zu Ende gegangen. Während sich die Münchner damit in die Favoritenrolle für den DEL-Titel schossen, tat sich der amtierende Meister Adler Mannheim schwer und verpasste nach einer 2:6-Niederlage im Halbfinale gegen Bremerhaven das Endspiel. »Wir nehmen die Favoritenrolle an«, lautete die eindeutige Botschaft von Münchens Erfolgstrainer Don Jackson an die Konkurrenz.
Doch nicht nur sportlich war das Testturnier ein Abbild der komplizierten Situation. Mehrere Spieler der Berliner Eisbären und der Wild Wings Schwenningen wurden positiv auf das Coronavirus getestet, Teams mussten in Quarantäne und drei Spiele wurden abgesagt. »Solche Probleme werden auch die DEL-Saison prägen«, ist sich Eisbären-Geschäftsführer Peter John Lee sicher. »Das Schlechteste aber wäre, wenn wir überhaupt kein Eishockey spielen würden. Wir müssen flexibel sein, damit wir die ganze Saison hinbekommen.« Ob das aber selbst unter dem angepassten neuen Modus gelingt, ist ungewiss. Um die meisten Reisen kurz zu halten, wird die Liga in eine Nord- und eine Südgruppe unterteilt. Für das Gros der Partien bleiben die Teams der jeweiligen Gruppen unter sich. Wegen der Verspätung kommt jede Mannschaft auch nur noch auf 38 statt der üblichen 52 Hauptrundenspiele.
Die Berliner wurden durch ihre Quarantäne in der Vorbereitung empfindlich gestört. Sie erlitten im Vorbereitungsturnier auch zuvor durchweg Niederlagen. Am besten lief es noch beim 2:3 nach Verlängerung in München. »Wir haben uns von Spiel zu Spiel gesteigert und gegen München unser bestes Spiel bestritten. Die Mannschaft ist auf dem richtigen Weg«, befand Cheftrainer Serge Aubin danach. Vor dem ersten DEL-Spiel am Freitag, blieben ihm aber nur noch wenige Trainingseinheiten, um das verjüngte Team einzustellen. Mit James Sheppard, Austin Ortega, Marc-Louis Aubry, Landon Ferraro und Maxim Lapierre verließen erfahrene Offensivspieler den Verein. Schließlich verzichteten die Eisbären auf zwei »Gesichter des Vereins«: Der langjährigen Kapitän André Rankel, der an allen sieben Meistertiteln beteiligt war, hatte keinen Vertrag mehr erhalten und beendete seine Laufbahn. Und der 35-jährige Verteidiger Constantin Braun wechselte auf eigenen Wunsch nach Krefeld. Unzufrieden mit seiner Rolle im Berliner Team, sucht er nun eine neue Herausforderung.
In den letzten Tagen konnten mit den beiden Kanadiern Kris Foucault und Giovanni Fiore sowie dem US-Amerikaner Matt White drei neue Angreifer verpflichtet werden. Sie sollen schon zum Auftakt beim Geisterspiel am Freitag in eigener Halle gegen Bremerhaven dabei sein. »Es ist schwer zu prognostizieren, welche Rolle wir in dieser Saison spielen werden. Die Unwägbarkeiten sind einfach zu groß. Aber ein Playoff-Platz wäre ein Erfolg«, schlägt Berlins Sportdirektor Stephane Richer verhaltene Töne an. »Wir werden unsere Fans sehr vermissen. Sie standen hinter unserem Team und trieben es oft nach vorn. Doch das geht anderen genauso.«
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