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Pionierinnentat
An diesem Freitag geben endlich die Frauen ihre Weltcup-Premiere in der Nordischen Kombination
Am Ende war es Glück: Beinahe wäre auch der erste große Schritt der Kombiniererinnen auf die Weltbühne des Nordischen Skisports wegen Corona ausgefallen. Die zwei ursprünglich für diesen Winter geplanten Weltcups Otepää (Estland) und Lillehammer (Norwegen) sind wegen der Pandemie abgesagt worden. Nur den rührigen Organisatorinnen und Organisatoren vom Österreichischen Skiverband ist es zu verdanken, dass an diesem Freitag nun doch noch der Premieren-Weltcup der Nordischen Kombiniererinnen ausgetragen werden kann. Neben dem Weltcup der Skispringerinnen und dem Kombinierer-Weltcup kämpfen nun zusätzlich auch die Frauen erstmals um Weltcuppunkte in der Königsdisziplin der Nordischen Skisportler.
Ab 9.45 Uhr werden sich die 32 Frauen aus neun Ländern in die Anlaufspur der Normalschanze (HS 98) von Ramsau stürzen, am Nachmittag steht dann auf einer 2,5-Kilometer-Schleife das 5-Kilometer-Rennen nach der Gundersen-Methode an. Zuschauerinnen und Zuschauer sind an der Strecke nicht zugelassen, die sind bei allen Skiveranstaltungen in Österreich ausgeschlossen, mindestens bis zum 12. Januar.
Die vier deutschen Starterinnen und ihre Kontrahentinnen können das Fehlen der Fans so halbwegs verschmerzen. Die Freude überwiegt: »Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir überhaupt noch einen Weltcup bekommen haben. Um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht mehr damit gerechnet« sagt Jenny Nowak aus Sohland gegenüber »nd«.
Die 18-jährige Juniorenweltmeisterin aus Sachsen ist die Beste im deutschen Aufgebot, zu dem auch Maria Gerboth (18), Sophia Maurus (19) und Svenja Würth (27) zählen. Im Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) sind damit genau die beiden Wettkampftypen vertreten, aus denen sich auch das Feld der Weltcup-Starterinnen zusammensetzt: zum einen junge Athletinnen, die bereits seit Jahren Nachwuchswettbewerbe in dieser jungen Sportart bestreiten, zum anderen gelernte Skispringerinnen, die sich nun noch einmal in der Kombination versuchen.
Während Jenny Nowak von Kindesbeinen an in beiden Spezialdisziplinen trainierte und schon früh als Kombinationstalent erkannt worden war (»nd« ehrte sie 2018 mit dem »nd-Sportpreis«), hatte sich Svenja Würth vor neun Jahren für das Skispringen entschieden, als 16-Jährige. Zwar holte sie 2017 in Lahti mit Carina Vogt, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler WM-Gold im Mixed-Team, in Einzelwettbewerben indes gelang ihr nie der Durchbruch. Mit 27 versucht sie sich nun noch einmal in der Kombination, vielleicht auch, weil im Februar 2021 erstmals Weltmeisterschaften für die Winterzweikämpferinnen anstehen: In Oberstdorf im Allgäu werden am 22. Februar zum ersten Mal Frauen in der Kombination WM-Medaillen um den Hals gehängt bekommen.
Die weltbeste Athletin in der jungen Sportart ist ebenfalls eine Ex-Skispringerin: Tara Geraghty-Moats (27) aus den USA mischte mal ein paar Jahre im Weltcup der Springerinnen mit, beste Platzierung war ein neunter Platz. Zuvor hatte sie sich auch im Biathlon versucht und es 2011 zumindest mal zur Junioren-WM geschafft.
Doch in der Kombination scheint die Frau aus dem Ostküstenstaat Vermont nun ihre Bestimmung gefunden zu haben: Von 2018 bis Februar 2020 gewann sie alle Wettbewerbe des Continental-Cups (COC). Dieser stellt quasi die Vorstufe zum Weltcup dar. Erstmals bezwungen wurde Tara Geraghty-Moats im Februar dann schließlich von einer aus der jungen Kombiniererinnen-Garde: Anju Nakamura (20) aus Japan.
In Ramsau fehlten Nakamura und ihre starken Teamkolleginnen allerdings noch beim ersten Trainingsdurchgang am Donnerstag. Nach einem Corona-Verdachtsfall im Team durften die Japanerinnen nicht auf den Balken der schwierig zu springenden Schanze. Stattdessen präsentierten sich neben der Tagesbesten, der 17-jährigen Italienerin Annika Sieff (88 Meter, 119,6 Punkte) auch die Norwegerinnen in guter Frühform: Gyda Westvold Hansen sprang mit 92 Metern Tagesbestweite (116,8 Punkte) vor Mari Leinan Lund (91/115,0). Tara Geraghty-Moats landete auf Rang vier (88/113,4), während sich Jenny Nowak als beste Deutsche nur auf Platz elf unter 27 Springerinnen einordnete (83,5/104,6).
Die Sächsin hatte schon im Vorfeld angedeutet, dass sie noch nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sei, obwohl sie im Oktober in Oberstdorf auch den deutschen Meistertitel errungen hatte: »Die Vorbereitung lief gut, aber ich bin nach ein paar kleineren Problemen noch nicht in Topform«, sagte sie am Mittwoch in einer Videokonferenz. Der verantwortliche DSV-Trainer Klaus Edelmann beruhigte sie: »Die Saison ist lang, man kann nicht die ganze Zeit ganz vorn sein.«
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