Äthiopische Flüchtlinge im Sudan

Zehntausende sind vor den Kämpfen in der Tigray-Region geflohen

  • Shawgi Amary und Ralf E. Krüger
  • Lesedauer: 3 Min.

Um Rakuba. Im Flüchtlingslager Um Rakuba sind die Bilder wieder da. Bilder, die die Welt längst vergessen glaubte: Verhärmte Gesichter weinender äthiopischer Mütter und ihrer ausgemergelt wirkenden Kleinkinder, wie sie einst Bob Geldof und andere Musiker zu Benefizkonzerten animierten. An der Grenze zwischen dem Sudan und Äthiopiens Tigray-Region hoffen Zehntausende Flüchtlinge auf Unterstützung - Helfer schätzen ihre Zahl auf knapp 50 000 Menschen.

Viele davon berichten von Hunger und Entbehrung, von Angst und Verzweiflung. Die meisten flohen nur mit den Kleidern am Leib. »Es besteht Grund zur Annahme, dass in den nächsten Monaten Zehntausende hinzukommen werden - dabei ist die Situation im Sudan ebenfalls sehr schwierig«, meint die Hilfsorganisation Care in einer Erklärung.

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In Äthiopien herrscht ein blutiger Konflikt. Die Zentralregierung hatte vor fast einem Monat eine Offensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) gestartet und sie inzwischen für beendet erklärt. Hintergrund des Konflikts sind Spannungen zwischen der Region und der Zentralregierung. Die TPLF dominierte Äthiopien mehr als 25 Jahre lang, wurde aber seit 2018 von Ministerpräsident Abiy Ahmed zunehmend rausgedrängt. Viele Menschen in Tigray fühlen sich von der Zentralregierung nicht vertreten und fordern mehr Autonomie.

»Wir sind in Todesangst davongelaufen, ohne etwas mitzunehmen«, schluchzt Spara Abra. Hals über Kopf war der 34-Jährige aus der Stadt Birkuta geflohen - einem Ort in der Tigray-Region, die wegen der Kämpfe dort wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten war. Ja, sagt er, unterwegs habe er auch Leichen gesehen, nachdem äthiopische Kampfjets die Ortschaften bombardiert hatten. Um nicht selbst ins Visier von Militärpiloten zu geraten, sei er über unwegsame Pfade zwischen Wäldern und Bergen in die Grenzstadt Hamdayit geflohen, berichtet er Helfern und Journalisten in dem Lager.

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In Um Rakuba entstand aus dem Nichts nach sudanesischen Angaben ein Lager für rund 12 000 Flüchtlinge. »Die humanitäre Situation in den Lagern ist aktuell sehr prekär, denn trotz erhöhter Aufnahmekapazitäten sind sie durch den großen Zustrom von Menschen stark überfüllt«, teilte das Deutsche Rote Kreuz am Mittwoch mit, das vor Ort Hilfe leistet und beim Bau von Gemeinschaftsunterkünften und -küchen sowie der Errichtung sanitärer Anlagen beteiligt ist.

Im Krisenjahr 2020 hat die Eskalation des Konflikts in Tigray laut der ebenfalls vor Ort befindlichen Hilfsorganisationen World Vision besonders verheerende Auswirkungen: Sie trifft Äthiopien inmitten der Covid-19-Pandemie und einer anhaltenden Heuschrecken- und Heerwurm-Plage. Unregelmäßige Regenfälle riefen in manchen Gebieten zudem große Schäden durch Überschwemmungen und Dürren hervor, während Vertreibungen durch ethnische Konflikte anhalten. dpa/nd

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