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Ausschreibung der Hölle
Nicolas Šustr über Wettbewerb beim Berliner S-Bahn-Netz
Beraterfirmen und spezialisierte Anwaltskanzleien werden die Gewinner der laufenden Ausschreibung von zwei Dritteln des Berliner S-Bahn-Netzes sein. Das ahnt allein schon, wer die langen, coronabedingt oft einsamen Winterabende nutzt, um die dazugehörigen Unterlagen zu studieren. Eine Perle an Komplexität ist das nur drei Seiten starke Dokument »Vorgehensweise bei der Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots«. Denn das Konzept, mit dem die Senatsverkehrsverwaltung der Deutschen Bahn Beine beim Wettbewerb machen möchte, hat es in sich. Die zwei Teilnetze Nord-Süd und Stadtbahn zerfallen in die Unteraufträge Betrieb sowie Fahrzeugbeschaffung und Instandhaltung. Bewerbungen sind möglich für ein Angebot aus einer Hand für alle Teillose oder auch nur für ein Teilnetz. Oder nur für den Betrieb in zwei Netzen. Und so weiter.
Neun Kombinationen sind möglich, die Vergleichbarkeit der verschiedensten Konstellationen soll das dreiseitige Dokument regeln. Damit scheinen jedoch langwierigen Rechtsstreitigkeiten unterlegener Bieter, die sich ungerechtfertigt behandelt fühlen, Tür und Tor geöffnet.
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Das wäre eine Katastrophe für den Zeitplan. Denn in sieben Jahren soll der Ausschreibungsgewinner den Betrieb auf der S8 übernehmen, nur wenige Monate später auf der S9. Wenn dann noch möglicherweise neue Betriebswerkstätten gebaut werden sollen, sind die Termine kaum zu halten, selbst wenn alles glatt läuft. Darüber hinaus wurde mit der Anforderung, dass die Fahrzeuge für eine höhere Stromspannung als bisher vorbereitet sein sollen, ein gerade entwickeltes Modell aus dem Rennen geschossen, von dem leicht noch Hunderte weitere Exemplare ohne Zeitnot bis zur Betriebsübernahme produziert werden könnten. Dabei sind niemandem ernsthafte Pläne bekannt, die Netzspannung bei der S-Bahn zu erhöhen. Das Manöver scheint nur dazu zu dienen, der Bahn einen Wettbewerbsvorteil zu nehmen. Dass Allgemeinheit und Beschäftigte dabei gewinnen, scheint zumindest zweifelhaft.
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