- Politik
- Geflüchtete
Bosnisches Flüchtlingscamp »Lipa« wird evakuiert
Hunderte obdachlos gewordene Geflüchtete sollen in eine ehemalige Kaserne umziehen
Sarajevo. Die bosnischen Behörden wollen hunderte obdachlos gewordene Flüchtlinge und Migranten aus dem Nordwesten des Landes in feste Quartiere im Landesinneren bringen. Dies erklärte Innenminister Selmo Cikotic am Dienstag nach Angaben des Nachrichtenportals »klix.ba«. Als neue Unterkunft werde ihnen eine ehemalige Kaserne der bosnischen Armee in Bradina zugeteilt, 45 Kilometer südwestlich von Sarajevo.
Hunderte Menschen harren bislang auf dem Gelände des abgebrannten Aufnahmelagers in Lipa in der Nähe von Bihac aus. Dort sind sie winterlichen Verhältnissen wie Schnee, Kälte und Nässe ausgesetzt. Das bosnische Rote Kreuz und internationale Hilfsinitiativen versorgen sie notdürftig.
Lipa war vor knapp einer Woche von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) geräumt worden, weil die bosnischen Behörden ihre Zusagen nicht eingehalten hatten, das Lager winterfest zu machen. Aber auch Ersatz wurde keiner angeboten. Mehr als tausend Flüchtlinge und Migranten blieben in dem unwirtlichen Gelände 25 Kilometer südöstlich von Bihac ohne Obdach. Einige der jungen Männer setzten aus Wut Zelte und Container in Brand. Das Lager in Lipa war im April als provisorische Unterkunft eingerichtet worden. In dieser Gegend gibt es nun keine andere reguläre Unterkunft für die Flüchtlinge mehr.
»Es ist ein großartiger Fortschritt, dass diese Menschen nicht mehr länger in Lipa ausharren müssen, aber damit ist das Problem noch nicht gelöst«, sagte der IOM-Vertreter in Bosnien, Peter Van der Auweraert, der »Welt«.
Wegen der unmittelbaren Nähe zum EU-Land Kroatien landen zahlreiche Flüchtlinge und Migranten in Bihac und im Kanton Una-Sana. Durch Bosnien verläuft ein Ableger der sogenannten Balkanroute, über die Flüchtlinge und Migranten aus der Türkei nach Westeuropa zu gelangen versuchen.
Die Europäische Union hatte die Lage der Flüchtlinge in Bosnien vergangene Woche als »alarmierend« bezeichnet. Die EU hat dem Balkanstaat seit 2018 insgesamt rund 85,5 Millionen Euro an Hilfen zur Bewältigung der Flüchtlingslage gezahlt. Agenturen/nd
In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!