Drei harte Wochen voraus

Martin Kröger über die Beschlüsse des Senats zur Eindämmung der Pandemie

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die beschlossenen Einschränkungen des rot-rot-grünen Senats sind hart. Weitere drei Wochen bleibt das öffentliche Leben in Berlin massiv runtergefahren, die Kontaktbeschränkungen werden weiter verschärft. Dass immerhin für Alleinerziehende etwas weniger scharfe Regelungen gelten sollen, zeigt, dass der Senat seine soziale Ader nicht gänzlich eingebüßt hat. Berlin, die Stadt der Singles und Alleinerziehenden, ist schließlich anders gesellschaftlich aufgestellt als andere Regionen mit eher familiären Strukturen. Das gilt es zu berücksichtigen, schließlich trifft die Betreuungsnotlage wegen der geschlossenen Schulen und Kitas die Alleinerziehenden besonders stark.

Wie nötig weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind, zeigen unterdessen die Alarmsignale aus der Charité. Berlins bestens ausgerüstete Klinik, die bisher an vorderster Front im Kampf gegen die Lungenseuche stand, ist offenbar kurz davor, sich aus dem System abzumelden. Das würde bedeuten, dass die Universitätsklinik keine neuen Patientinnen und Patienten mehr aufnimmt, bis wieder Kapazitäten frei sind. Dies sollte auch dem letzten Maßnahmenkritiker klarmachen, dass die Politik handeln muss, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht. Angesichts dieser bedrückenden Aussicht scheint es ein vergleichsweise geringes Opfer zu sein, ein paar Wochen länger Disziplin zu halten, Kontakte einzuschränken und zu Hause zu bleiben.

Dass die überwiegende Zahl der Berlinerinnen und Berliner das Gebot der Stunde verstanden hat, zeigen die gesunkenen Ansteckungszahlen, die vor Weihnachten deutlich höher waren. Ob das eine Trendumkehr ist, wird sich im Übrigen bis zum 16. und 17. Januar zeigen. Dann sei klar, so das in Berlin ansässige Robert-Koch-Institut, welche Auswirkungen Weihnachten und Silvester auf das Infektionsgeschehen hatten.

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