Kapitäne fordern Weltmeisterschaft ohne Fans

Die Zuschauerfrage bleibt vor Beginn der Handball-WM in Ägypten das große Streitthema

  • Lesedauer: 3 Min.

Uwe Gensheimer und 13 weitere Mannschaftskapitäne aus europäischen Topnationen haben sich in die Diskussion um die Zulassung von Zuschauern bei der Handball-WM in Ägypten eingeschaltet. Die Spielführer fordern in einem gemeinsamen Brief an den Weltverbandspräsidenten Hassan Moustafa, keine Fans beim Turnier vom 13. bis 31. Januar zuzulassen.

»Wir sind äußerst besorgt über die Corona-Situation und die Entscheidung, dass die Zuschauer an den Spielen teilnehmen dürfen. Unsere Besorgnis hat aufgrund der jüngsten Eskalation in den europäischen Ländern zugenommen. Für uns hat dies Bedenken hinsichtlich des Turniers ausgelöst«, zitiert die Tageszeitung »Mannheimer Morgen« aus dem Schreiben. »Wir möchten Sie daher bitten, zu prüfen, ob dies der sicherste Weg ist, die WM zu organisieren, und wie Sie die Zuschauerzulassung bei den Spielen organisieren können, um das Blasenkonzept für die Teams aufrechtzuerhalten.«

Vorbildrolle und Verantwortung

Neben Gensheimer unterzeichneten unter anderem Dänemarks Welthandballer Niklas Landin und Domagoj Duvnjak aus Kroatien, beide in Diensten des THW Kiel, den Brief. »Wir empfehlen dringend, dieses Thema zu überdenken«, schrieben die 14 Spieler. Weiter hieß es: »Wir als Spieler haben eine Verantwortung als Vorbild für alle Anhänger des Handballs, den Empfehlungen unserer Regierung zu folgen, und dies kann einige symbolische Probleme verursachen, die dazu führen, dass wir in unseren Ländern so starke Einschränkungen haben und gleichzeitig zu einem Turnier reisen, bei dem eine große Anzahl von Zuschauern zugelassen wird.«

Der Weltverband IHF hatte bereits unter der Woche bekräftigt, die vier WM-Hallen bis zu 20 Prozent mit Zuschauern füllen zu wollen, zuvor war sogar noch von einer 30-prozentigen Auslastung die Rede gewesen. Deutschland würde seine Vorrundenspiele in Gizeh gegen Uruguay, Kap Verde und Ungarn den aktuellen Plänen zufolge vor 1040 Zuschauern austragen, in der größten WM-Halle in Kairo wären bis zu 3400 Zuschauer zugelassen.

Bereits vor Bekanntwerden des Briefes hatten sich mehrere Spieler kritisch zur Zulassung von Fans geäußert, Norwegens Ausnahmespieler Sander Sagosen bezeichnete die Pläne beispielsweise als »völlig peinlich«. Deutschlands Torwart Johannes Bitter hatte ebenfalls deutliche Worte gefunden: »Ich finde es mehr als fragwürdig, in solch einer Zeit Zuschauer in die Hallen zu lassen.«

Eine Reaktion der IHF folgte am Freitag. Sie habe »die Bedenken hinsichtlich der Zuschauer bei der WM zur Kenntnis genommen« und respektiere sie: »Das Schreiben, das in dieser Angelegenheit von der European Handball Players Union gesendet worden ist, wird im Entscheidungsprozess berücksichtigt werden.« Die Zuschauerfrage sollte laut IHF am Sonntag noch mal mit dem ägyptischen Premierminister und Vertretern des Gesundheitsministeriums diskutiert werden.

Kontinuierliche Evaluierung

Dieses Spitzentreffen und die erneute Bewertung der Lage sei ohnehin geplant gewesen. Es gebe eine »kontinuierliche Evaluierung der Gesundheitssituation in Ägypten« durch die Behörden. Bleibt abzuwarten, wie die IHF sich entscheidet. Kurz vor dem ersten Anwurf der Handball-WM in Ägypten steht jedoch noch lange nicht der Sport im Fokus. Agenturen/nd

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