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Hackerangriff auf Schulcloud
Distanzlernen ist keine gute, sondern nur die derzeit bestmögliche Lernform
Das brandenburgische Bildungswesen ist augenscheinlich nur bedingt auf den Unterricht per Bildschirm vorbereitet. Zu allem Übel wurde am Montag die entsprechende Plattform auch noch massiv gestört und war zeitweilig nicht erreichbar.
Linksfraktionschef Sebastian Walter sagte dazu am Dienstag, für Attacken mit krimineller Energie könne die rot-schwarz-grüne Landesregierung nichts. Die Linke unterstütze das Bildungsministerium ausdrücklich in ihren Ambitionen, die Sicherheit und die Kapazität der Lernplattform weiter zu erhöhen. Allerdings zeige sich mit dem Vorfall einmal mehr, dass das Ministerium »den Sommer verpennt« habe. Auch vor dem Hackerangriff sei die Funktionsfähigkeit der Schulcloud schon begrenzt gewesen, bedauerte Walter. Die Frage bleibe, welche Lehren Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) aus dem Lockdown im Frühjahr 2020 gezogen habe. »In welcher Welt lebt Frau Ernst eigentlich?« Ihr Hoffen auf den traditionellen Unterricht sei »realitätsfern und -fremd«.
Die Brandenburger Schulcloud wird vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) betrieben. Dass sie am Montag massiv gestört wurde, bestätigte eine HPI-Sprecherin. Auf der Seite war zeitweilig ein Hinweis zu lesen, dass es nach dem Angriff zu Verzögerungen und Erreichbarkeitsproblemen kommen werde. Dem Vernehmen nach hat es massenhafte Zugriffe auf die Schulcloud aus dem Ausland gegeben, was dann auch die Störung verursacht habe. Mittlerweile soll die Cloud jedoch wieder uneingeschränkt funktionieren. Die HPI-Sprecherin erklärte, weitere Angriffe seien aber nicht ausgeschlossen.
Inzwischen nutzen in Brandenburg 570 Schulen die Cloud für den Distanzunterricht. Abgesehen von den Abschlussklassen, also der 10., 12. und 13. Jahrgangsstufe, ist der Präsenzunterricht an den märkischen Schulen coronabedingt derzeit ausgesetzt.
Schulen so lange wie möglich offen zu halten und dort Maßnahmen zum Gesundheitsschutz durchzusetzen, ist nach Ansicht der Freien Wähler immer noch das beste Mittel, Kindern ein Maximum an Wissen zu vermitteln. Unterricht via Internet anzubieten, müsse das letzte Mittel bleiben, sagte die Abgeordnete Ilona Nicklisch. Wenn es aber dazu keine Alternative gebe, sollten die Rahmenlehrpläne überarbeitet und den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Nicklisch forderte, beschleunigt Laptops an die Schüler zu verteilen.
Ihr Fraktionschef Péter Vida fügte hinzu, dass Tests auch online bewertbar sein sollten. Dies sei durch die geltende Rechtslage noch nicht vorgesehen. Ausdrücklich unterstützte er, dass die Abschlussklassen weiter die Schulen besuchen und dort geprüft werden. »Wir können nicht alles schließen.«
Dass der Distanzunterricht »nicht das Gelbe vom Ei ist«, habe nicht zuletzt der Hackerangriff gezeigt, sagte CDU-Fraktionschef Jan Redmann. Zwar führe derzeit nichts daran vorbei, aber er sei keine gute, sondern nur die derzeit bestmögliche Form des Unterrichts, eine Art Schadensbegrenzung. Ausgeglichen werden sollten die Unterschiede bei den Lernbedingungen der Schüler zu Hause. Es gebe Familien, in denen Schreibtische zur Verfügung stehen und Eltern darauf achten, dass ihre Kinder lernen. Es gebe aber auch Elternhäuser, in denen sei all das nicht gegeben.
Bildungsministerin Ernst hatte am Dienstagmorgen von »kriminellen Handlungen« gesprochen. »Vor Hackerangriffen aus dem Ausland ist niemand geschützt«, sagte sie dem Sender RBB. Zugleich verteidigte sie die Schulcloud gegen grundsätzliche Kritik. Sehr viele Menschen würden gleichzeitig auf die Seite zugreifen, die Serverkapazitäten seien zuletzt deutlich ausgeweitet worden, »so dass es Anfang der Woche auch ganz gut funktioniert hat«. Schüler und Lehrer hätten im Umgang mit der Schulcloud »deutlich dazugelernt, aber was man fünf oder acht Jahre im Bereich Digitalisierung der Schule nicht gemacht hat, holt man in neun Monaten nicht auf«, betonte Ernst. Brandenburg sei hier »in einer Aufholjagd« und könne schon erste Erfolge verbuchen: Während im März lediglich 50 Schulen die Schulcloud benutzten, seien es inzwischen 570.
Derzeit bestehen noch Pläne, zumindest die Grundschulen ab dem 25. Januar wieder zu öffnen. Indes ist dies nach Ansicht der Landesregierung wegen der hohen Corona-Infektionszahlen alles andere als sicher. Das Kabinett hatte vereinbart, die Lage ab kommenden Montag neu zu bewerten und dann zu entscheiden.
Auch in Berlin nutzen Schulen die HPI-Schulcloud - nach Angaben des Hasso-Plattner-Instituts vom Dezember sind es mehr als 100. Die HPI-Cloud ist neben »Lernraum Berlin« die zweite große Plattform für den Distanzunterricht in der Hauptstadt. Wie berichtet, war auch die Plattform »Lernraum Berlin« wegen häufiger Überlastung zuletzt nur eingeschränkt nutzbar.
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