Nico Semsrott verlässt die PARTEI

Satiriker kritisiert Tweet des Vorsitzenden Sonneborn mit anti-asiatischem Rassismus

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Satiriker Nico Semsrott tritt aus der PARTEI (Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative) aus. Als Grund nannte er das Verhalten des Parteivorsitzenden Martin Sonneborn nach einem Tweet.

Sonneborn hatte vergangene Woche auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto von sich veröffentlicht, auf dem er ein T-Shirt mit einem Spruch trug, bei dem einige »R«s durch ein »L« ersetzt waren. Der »Gag« dahinter: Asiat*innen können angeblich kein »R« sprechen. Auf Twitter warfen ihm daraufhin zahlreiche Nutzer*innen anti-asiatischen Rassismus vor. Bisher hat sich Sonneborn für den Tweet nicht entschuldigt. Nach Bekanntwerden des Austritts von Semsrott teilte er mit, sich am späten Nachmittag des heutigen Mittwoch äußern zu wollen.

In einem Schreiben, das Semsrott am Dienstag auf seiner Webseite veröffentlichte, kritisierte er den Umgang seines Parteivorsitzenden mit den Rassismusvorwürfen: »Wenn sich Menschen von seinen Postings rassistisch angegriffen fühlen, muss er nicht viel tun. Es reichen Mitgefühl und der Respekt vor den Betroffenen, um das eigene Verhalten zu korrigieren.« Semsrott habe Sonneborn vor einigen Tagen gebeten, über den Tweet »nachzudenken und sich zu entschuldigen«. Bereits vergangenes Jahr habe er »vergeblich« mit dem Parteivorsitzenden »zu dieser Thematik« diskutiert.

Auf Twitter hatten sich einige Kreisverbände, darunter der Hamburger und Frankfurter Verband, von Sonneborns Tweet distanziert. Andere Twitteruser unterstützten ihn und setzten mit dem Verweis auf ein altes TITANIC-Cover auch mit Rassismus gegen Asiat*innen noch einen drauf.

Auf die Frage, ob er nun einer anderen Partei, zum Beispiel den Grünen, beitreten werde, antwortete Semsrott dem »nd«: »Ich werde mich nach der ganzen Anstrengung erst einmal wieder hinlegen und nichts am aktuellen Zustand ändern.« Die Zusammenarbeit mit Sonneborn sei vor der Diskussion um den Tweet gut gelaufen, so der Satiriker gegenüber dieser Zeitung.

Semsrott sitzt seit Mai 2019 für die PARTEI im EU-Parlament. Bei den EU-Wahlen hatte er nach Martin Sonneborn auf dem zweiten Listenplatz gestanden. Er gehört der Grünen-Fraktion an, sein Parteikollege Sonneborn ist fraktionslos. Die PARTEI hat mittlerweile laut Eigenangaben bundesweit rund 50.000 Mitglieder. Vor seinem Mandat war Semsrott als Satiriker mit schwarzem Kapuzenpullover als Markenzeichen bekannt geworden.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!