Eine tiefe Krise

Simon Poelchau über Coronakrise und den Einbruch der Konjunktur

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Geht man nur nach dem Bruttoinlandsprodukt und den Staatsschulden, dann war die Coronakrise gar nicht so schlimm - zumindest nicht so schlimm wie die Finanzkrise. Mit fünfProzent ging die Wirtschaftsleistung weniger stark zurück als vor einem Jahrzehnt. Und auch der Schuldenberg türmt sich weit weniger bedrohlich auf als zu den Zeiten, in denen die Banken wankten. So frohlockt Wirtschaftsminister Peter Altmaier schon, dass 2021 das Jahr des Aufschwungs werde.

Doch täuscht der Blick auf diese beiden Zahlen. Für Optimismus ist es noch zu früh. Das Land steckt in einer tiefen Krise. Und das nicht nur, weil es sich um eine Krise handelt, die durch ein potenziell tödliches Virus verursacht ist, das uns zwingt, zwischenmenschliche Kontakte möglichst weit einzuschränken, und die Pandemie noch längst nicht zu Ende ist. Die Krise ist weitaus verheerender, als es der reine Blick aufs Wirtschaftswachstum erahnen lässt, denn sie erfasst weitaus größere Teile des Wirtschaftslebens, als es die Finanzkrise tat. Ganze Branchen wie der Tourismus, die Gastronomie und Teile des Einzelhandels stehen vor dem Aus. Weitaus mehr Menschen sind jetzt von Kurzarbeit und drohendem Jobverlust betroffen als 2008/9 und müssen deswegen mit weitaus weniger Einkommen zurecht kommen als zu normalen Zeiten. Das trifft vor allem Niedrigverdienende, die eh schon jeden Groschen zweimal umdrehen müssen. Die sozialen Folgen der Krise sind also immens, auch weil die Krisenmaßnahmen hauptsächlich darauf ausgerichtet sind, Unternehmen zu retten, während der untere Teil der Gesellschaft weitgehend ignoriert wurde.

Wie es nun weitergeht, ob sich die Krise weiter verschärft oder überwunden wird, hängt nicht allein vom Verlauf der Pandemie ab. Sondern auch davon, wem man die Kosten am Ende aufbürdet: ob man also die soziale Spaltung weiter verschärft oder endlich etwas gegen sie unternimmt.

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