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Historisch einmalige Spielabsage

Handball-WM: Wegen Corona-Fällen kann Team Kap Verde nicht gegen die deutsche Mannschaft antreten

  • Michael Wilkening, Kairo
  • Lesedauer: 4 Min.

Als sich die deutschen Nationalspieler Sonntag gegen 13 Uhr Ortszeit auf den Weg zum Speisesaal des Teamhotels machten, war die Unsicherheit von ihnen gewichen. »Im Laufe des Vormittags wollten wir schon wissen, ob wir spielen oder nicht«, berichtete Kapitän Uwe Gensheimer von der fehlenden Klarheit zuvor. Erst kurz vor Mittag hatte der Handball-Weltverband die Entscheidung verkündet, auf die Gensheimer & Co. zuvor warten mussten - und die einmalig in der Geschichte von Weltmeisterschaften ist.

Nie zuvor musste ein Match während der globalen Titelkämpfe abgesagt werden, immerhin seit 1938 gibt es Weltmeisterschaften im Handball. Das Coronavirus sorgt nicht nur für Titelkämpfe unter speziellen Bedingungen, sondern auch für ein Novum. Der zweite Auftritt der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) fiel aus, die Partie gegen die Kap Verden wird mit 2:0 Punkten und 10:0 Toren gewertet, weil die Nordafrikaner wegen zu vieler Corona-Infektionen nicht genügend einsatzfähige Akteure aufbieten konnten.

»Es ist eine richtige Entscheidung, um auch etwas Ruhe in die Situation zu bringen«, sagte Bob Hanning, ehe auch er in Richtung Mittagessen schlenderte. »Wir haben immer gesagt, dass wir die Spieler keinen unnötigen Risiken aussetzen wollen«, fügte er hinzu. Die Besonderheiten für den Sport in den Zeiten einer weltweit wütenden Pandemie spüren die deutschen Handballer am eigenen Leib. Durch den Sieg am »Grünen Tisch« haben sie vorzeitig die Hauptrunde der WM erreicht, sparen Energie während eines kräftezehrenden Turniers - trotzdem schwingt auch die Befürchtung mit, dass der Rhythmus durch den kurzfristigen Spielausfall verloren gehen könnte. »Aus sportlicher Sicht wäre es gut gewesen, gegen die Kap Verden anzutreten, aber die IHF hat eine richtige Entscheidung getroffen«, sagte Hanning.

Das auf vielen Positionen neu zusammengestellte Team wollte die 60 Minuten gegen die Afrikaner nutzen, um sich weiter einzuspielen, ehe am Dienstag (20.30 Uhr) das wichtige Vorrundenfinale gegen Ungarn ansteht. »Wir werden den heute gewonnenen Trainingstag nutzen, um wettkampfspezifische Reize zu setzen und das Zusammenspiel weiter zu stabilisieren«, sagte Alfred Gíslason. Der Bundestrainer simulierte in einer Trainingseinheit am Abend die Partie und feilte mit seinen Spielern an den Feinheiten, um für die nun anstehenden schweren Aufgaben im Turnier gerüstet zu sein.

Der formale Grund für die Spielabsage waren nicht die positiv getesteten Akteure des WM-Debütanten, sondern eine Folge daraus. In Artikel F, Absatz 7c der Spielordnung des Turniers ist festgelegt, dass mindestens zehn einsatzfähige Akteure zur Verfügung stehen müssen - bei den Cap Verden waren es Sonntagmorgen nur neun. Nach insgesamt zehn Covid-19-Infektionen vor dem WM-Start hatten die Afrikaner bei der 27:34-Niederlage am Freitag gegen Ungarn mit elf Akteuren gespielt, nach zwei weiteren Infektionen waren sie für das Duell mit den Deutschen nicht spielbereit. Der Plan ist, bis zum letzten Vorrundenduell gegen Uruguay am Dienstag Spieler aus dem erweiterten Kader nach Ägypten einfliegen zu lassen, um mindestens zehn Akteure aufbieten zu können. Von vier bis sieben Spielern war am Sonntag aus unterschiedlichen Quellen die Rede, die sich auf dem Weg nach Kairo befinden sollen. Wenn die Nachrücker am Nil eintreffen und anschließend zwei negative Corona-Tests nachweisen, können sie von den Kap Verden nachgemeldet werden.

Der Weltverband rang sich gemeinsam mit dem WM-Ausrichter Ägypten nicht dazu durch, die Kap Verden nach vielen positiven Corona-Infektionen komplett aus dem Turnier auszuschließen - und damit ein Signal an den Rest der Handballwelt zu senden. »Wenn die Spieler weiterhin negativ getestet werden, sehe ich kein Risiko für die anderen Teams«, sagte Hanning. Mittlerweile werden alle WM-Akteure in Ägypten täglich einem PCR-Test unterzogen, das Schutznetz ist damit maximal eng gezogen.

Uwe Gensheimer richtete den Blick in eine andere Richtung. »Von jetzt an gilt der Fokus komplett Ungarn«, sagte der Kapitän. Bei der deutschen Mannschaft ist die Hoffnung groß, dass sie das Thema des Covid-19-Erregers fortan hinter sich lassen kann. Von den verbliebenen Spielern der Kap Verden, die im gleichen Hotel wie die Deutschen untergebracht sind, war am Sonntag auf der Anlage nichts zu sehen.

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