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Alte Staatsbibliothek wieder neu
Rund 16 Jahre nach dem Beginn der Generalsanierung ist Berlins bekanntester Wissensspeicher wiedereröffnet worden
Mit der Eröffnung der »Stabi«, der Staatsbibliothek in der Straße Unter den Linden, verfügt Berlin seit diesem Montag wieder über einen seiner renommiertesten Wissensstandorte. Das Haus versteht sich als die größte wissenschaftliche Universalbibliothek in Deutschland. Zumindest online lässt sich das Ergebnis der in den vergangenen 16 Jahren erfolgten Generalsanierung des Gebäudes besichtigen, denn coronabedingt bleibt es für die Öffentlichkeit geschlossen.
Nach eigenen Angaben gilt dies »vorerst bis zum 6. Februar«, ein eingeschränkter Ausleihbetrieb sei ab dem 8. Februar geplant. Damit teilt die »Stabi« das Schicksal aller öffentlichen Bibliotheken der Stadt. Denn seit Samstag mussten diese auch den zuletzt noch möglichen reinen Ausleihbetrieb bis zum 14. Februar einstellen. Die überraschende Entscheidung des Senats im verschärften Corona-Lockdown stößt auf heftige Kritik.
Saniert wurde der nach dem Entwurf des Architekten Ernst von Ihne von 1903 bis 1914 als Neubau errichtete Gebäudekomplex Unter den Linden 8. Es ist der wichtigste der beiden Standorte der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Der zweite Hauptstandort befindet sich als Teil des von Hans Scharoun entworfenen Kulturforums an der Potsdamer Straße.
Das Haus Unter den Linden, die historische Forschungsbibliothek in direkter Nachbarschaft zur Humboldt-Univerität, war seit 2005 in mehreren Abschnitten bei laufendem Betrieb für insgesamt 470 Millionen Euro saniert worden. Zeit- und Kostenplan hatten mehrfach nach oben korrigiert werden müssen. Die Kosten für die Generalinstandsetzung und Ergänzung des Gebäudes trug vollständig der Bund.
Künftig stehen nun in den sechs Sonderlesesälen, im großen Lesesaal und in Gruppenarbeitsräumen 663 Arbeitsplätze zur Verfügung. Eindrucksvoll ist vor allem der im März 2013 eröffnete neue Lesesaal, dessen Glaskubus die mit einem Durchmesser von 38 Metern gewaltige, im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kuppel des früheren Kuppelsaals nicht nur ersetzt, sondern neu interpretiert.
Die Geschichte der Berliner Staatsbibliothek geht auf die 1661 vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm gegründete Churfürstliche, später Königliche Bibliothek zu Berlin zurück, die Literatur aus allen Wissenschaftsgebieten, Sprachen und Ländern sammelte.
Der 1914 eingeweihte repräsentative Neubau mit neobarocker Fassade galt seinerzeit als größtes und vermutlich auch modernstes Bibliotheksgebäude der Welt. Der alliierte Bombenangriff am 15. Februar 1941 hatte die Bibliothek schwer beschädigt, auch wenn deren Bestände nach Kriegsbeginn weitgehend ausgelagert worden waren. Auf Veranlassung der Sowjetischen Militäradministration war bereits im Oktober 1946 der Bibliotheksbetrieb unter dem Namen »Öffentliche Wissenschaftliche Bibliothek« wieder aufgenommen worden. Die DDR ließ das Gebäude – nun bis zur Wende als Deutsche Staatsbibliothek – sichern und bis auf den zerstörten Kuppelsaal bis 1955 wiederherstellen. 1975 wurden die Reste der Kuppel, die Ruine des Saals sowie der angrenzende Lesesaal der Universalbibliothek abgerissen. Für die meisten Nutzer und viele Berlin-Besucher blieb der Eindruck, dass die Staatsbibliothek eine Dauerbaustelle war. So ließ die DDR-Führung von 1983 bis 1987 auf dem Areal des einstigen Kuppelsaales vier riesige Magazintürme mit einer Kapazität von 2,2 Millionen Bänden errichten, deren Betonbaukörper das Bibliotheksgebäude überragten. Nach der Vereinigung der beiden Stadthälften folgte bis 1992 auch die Zusammenführung der beiden bis dahin selbstständigen wissenschaftlichen Universalbibliotheken in Ost- und West-Berlin. Im Haus Unter den Linden schlossen sich bis 2001 in vielen Schritten umfangreiche weitere Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen an. Schließlich wurden zwischen 2002 und 2004 auch die unansehnlichen Magazintürme wieder abgerissen.
Die Staatsbibliothek zu Berlin ist heute nicht nur die größte wissenschaftliche Universalbibliothek im deutschsprachigen Raum, sie zählt auch zu den weltweit wichtigsten Einrichtungen ihrer Art. In ihren Regalen und Archiven finden sich 25 Millionen Bücher, Medien und Objekte. Zu den Schätzen zählen die originalen Partituren etwa von Beethovens 9. Sinfonie, Mozarts großen Opern wie der »Zauberflöte« oder 80 Prozent von Bachs Handschriften, darunter die Passionen, sie sind Teil des Weltkulturerbes.
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