- Sport
- Linus Weber
Talent ohne Grenzen - aber mit Plan
Linus Weber vom VfB Friedrichshafen könnte der nächste deutsche Volleyballstar werden
Mit 21 Jahren macht Linus Weber schon einen sehr aufgeräumten Eindruck. Der deutsche Volleyballnationalspieler hat einen Karriereplan, und in den lässt er sich nicht reinreden. In den vergangenen knapp zwei Jahren bekam der Manager der BR Volleys aus Berlin, Kaweh Niroomand, das gleich mehrfach zu spüren. Mitte 2019 wollte dieser den jungen Weber eigentlich im Team des deutschen Meisters behalten. Doch Weber wusste, dass er auch in der folgenden Saison kaum Spielzeit bekommen würde. Also ging er nach Italien. Mittlerweile ist der gebürtige Thüringer zurück in Deutschland, spielt aber nun beim Berliner Erzrivalen VfB Friedrichshafen. Dort ist er längst Hauptangreifer und bezwang am Mittwochabend den Meister in dessen Halle mit 3:1.
Es wird immer deutlicher, dass Linus Weber das größte Talent des deutschen Volleyballs ist. An Sprung- und Durchschlagskraft im Angriff kommt er schon fast an Superstar Georg Grozer heran, den Weber auf lange Sicht in der Nationalmannschaft ersetzen will. Noch fehlt ihm Erfahrung und die Konstanz im Aufschlag, aber Grenzen scheinen ihm keine gesetzt. »Er entwickelt sich von Woche zu Woche hervorragend. Genau das hatten wir uns erhofft. Dem Ziel, ihn auch für die Nationalmannschaft vorzubereiten, kommen wir immer näher«, lobte Friedrichshafens Trainer Michael Warm seinen Diagonalangreifer.
In der Vorsaison hatte Weber auch in Mailand nicht viel spielen dürfen. »Das Jahr war für mich trotzdem sehr wichtig. Ich wollte in einer Liga spielen, die als eine der besten der Welt gilt. Ich konnte da sehr viel lernen, auch wenn mit dem Niederländer Abdel-Aziz Nimir der momentan wohl beste Diagonalangreifer im eigenen Team vor mir war. Dafür konnte ich im Training vom Besten der Welt lernen.«
Im Sommer ging es dann zur Nationalmannschaft, wo Weber von Bundestrainer Andrea Giani in den einzigen beiden Länderspielen des Coronajahrs 2020 prompt gegen den Weltmeister Polen eingesetzt wurde. Die Verjüngungskur nach der verpassten Olympiaqualifikation ist im vollen Gange, und Weber wird ein wichtiges Puzzleteil der kommenden Generation sein.
Dass er über das aktuelle Jahr hinaus in Friedrichshafen spielen wird, ist unwahrscheinlich. »Natürlich will man gute Spieler immer halten«, sagt Trainer Warm über Weber. Doch der Klub vom Bodensee hat das Talent nur für ein Jahr ausgeliehen. Und die Powervolleys aus Mailand haben ihren Star Nimir ziehen lassen müssen, dürften also an einer Rückkehr des gereiften Deutschen interessiert sein. Vielleicht wählt Weber aber auch einen dritten Weg. »Der Markt beginnt sich gerade zu öffnen. So läuft das Business. Wenn ich Leistungen zeige, interessieren sich viel mehr Klubs für mich«, weiß Weber offenbar genau um seinen gestiegenen Marktwert. Dabei half ihm auch der sensationelle 3:0-Erfolg des VfB Anfang Dezember gegen den russischen Meister Lokomotiw Nowosibirsk, bei dem Weber mit 19 Zählern bester Punktesammler war.
In der Max-Schmeling-Halle brachte es Linus Weber am Mittwochabend sogar auf 32 Punkte. »Ihm tut es jetzt gut, in so einer Rolle bei einem deutschen Spitzenteam zu sein. Spiele wie gegen Berlin sind für ihn super Möglichkeiten, sich zu beweisen und sich zu steigern«, sagte Michael Warm. Zum siebten Mal in dieser Saison wurde Weber danach zum wertvollsten Spieler einer Partie gekürt. »32 Punkte waren sicher ein Höhepunkt, vor allem als Ex-Berliner in dieser Halle. Da stand ich schon unter Druck«, kommentierte Weber seine Glanzleistung.
Die wird wahrscheinlich auch Kaweh Niroomand etwas geschmerzt haben. Berlins bester Angreifer Benjamin Patch ist auch ein herausragender Spieler, aber nach zwei Verletzungen noch nicht wieder topfit. Da hätten die Volleys gern einen Ersatzmann vom Format eines Linus Weber auf der Bank. Doch die Bank gehörte nicht mehr zu Webers Plan.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.