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Weltsozialforum mit Teilnehmern aus 144 Ländern zu Ende
10.000 Globalisierungskritiker bei Online-Treffen / Vorbereitung auf Meeting in Mexiko
Am Sonntag endete das wegen der Corona-Pandemie erstmals online ausgetragene Weltsozialforum (WSF), das sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und weiteren Organisationen seit seiner Geburt im brasilianischen Porto Alegre vor zwanzig Jahren eine große Plattform bietet. Vom 23. Januar an hatte die traditionelle Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum der Eliten von Davos (WEF) zu einer großen Anzahl dezentral organisierter Veranstaltungen geladen. Die Einladung richtete sich an alle, die den Idealen von Gerechtigkeit und Demokratie verbunden sind, die politische und soziale Grundrechte verteidigen und die für »gutes Leben« im Sinne des aus Lateinamerika stammenden Buen-Vivir-Konzepts wirken. Die Teilnehmer trafen sich während der neun Tage des WSF zu Hunderten multidisziplinären Seminaren und Debatten in virtuellen Räumen, um hier darüber zu beraten, vor welche Herausforderungen die Corona-Politik den Kampf um solidarischere Gesellschaften stellt. Die Debatten bewegten sich dabei entlang thematischer Achsen, die von Krieg und Frieden über Bildung und Kommunikation bis hin zu Feminismus und Diversität reichten.
Angemeldet zum ersten WSF im digitalen Format hatten sich gut 10.000 Teilnehmer aus 144 Ländern. Diese Zahlen verweisen auf die große Breite des vertretenen Spektrums und stehen deutlich im Widerspruch zum geringen Medieninteresse, den das Event fand.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Den Auftakt bildete ein Globaler Virtueller Marsch mit politisch-kulturellen Beiträgen aus aller Welt, der an die großen Demonstrationen anknüpfen wollte, die stets am Beginn der Foren mit physischer Präsenz standen. Eine herausgehobene Rolle spielten im weiteren Verlauf Podiumsdiskussionen zur Fragen der sozialen Gerechtigkeit, zur Situation der indigenen Völker sowie zu Klimapolitik, Ökologie und Umwelt. Versammlungen am vorletzten Tag suchten nach Übereinstimmungen in Grundfragen und fragten danach, wie aus der politischen Analyse konkrete Forderungen und Aktionen entstehen können - und wie es mit dem WSF weitergeht. Der Abschluss des Forums am Sonntag war der »Agora der Zukunft« vorbehalten als einem Platz, auf dem Initiativen ihre Ideen und Kampagnen präsentieren: eine virtuelle Weltreise und durch die Zeitzonen, die in Mexiko startete und über Brasilien nach Afrika und Europa sowie nach Indien und schließlich Japan führte. Sie bekräftigte das zentrale Motto der Veranstaltung: Eine andere Welt ist möglich, dringend und notwendig.
Das Weltsozialforum im Internet leistete in komplizierter Zeit einen Beitrag zum Austausch zwischen Initiativen in den Ländern des globalen Südens und darüber hinaus. Zugleich war es online weniger sichtbar, blieb in seiner Ausstrahlung begrenzt. Doch die dabei erprobten Methoden können auch bei künftigen, hoffentlich wieder physischen Treffen ergänzend genutzt werden. Es war eine wichtige Wegmarke hin zur nächsten Massenveranstaltung, die Ende 2021 oder Anfang 2022 in Mexiko-Stadt stattfinden soll.
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