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Nervöses Erwachen
Die Deutsche Eishockey-Liga zieht zur Halbzeit ihrer ungewöhnlichen Saison ein positives Fazit
Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), ist mit der verspätetet gestarteten Saison bislang zufrieden. »Manchmal«, sagt er, »wache ich früh morgens nervös auf und checke sofort Mails. Es kann ja über Nacht immer etwas passiert sein.« Bisher hat die DEL Glück und ist vom Coronavirus fast komplett verschont geblieben - im Gegensatz zum Vorbereitungsturnier mit acht der 14 DEL-Teams, als Schwenningen und die Eisbären Berlin sogar in Quarantäne mussten.
Am vergangenen Freitag wurde dann erst Wolfsburgs Stürmer Valentin Busch positiv getestet, vier Tage später folgte Verteidiger Armin Wurm. Das für Dienstagabend geplante Spiel der Wolfsburger gegen Köln wurde daraufhin ebenso abgesagt, wie das Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Bremerhaven. Das positive Halbzeitfazit von Tripcke nach 84 von insgesamt 168 Vorrundenspielen der zweigeteilten Liga am Montagabend steht dennoch: »Dass kann man als Bestätigung werten, wie penibel überall die Hygiene- und Schutzbestimmungen eingehalten werden«, lobt Tripcke die Vereine.
Gruppe Nord
1. Pinguins Bremerhaven 12 26 40:25
2. Eisbären Berlin 12 23 41:30
3. Düsseldorfer EG 12 21 46:38
4. Iserlohn Roosters 12 18 40:43
5. Kölner Haie 12 16 43:43
6. Grizzlys Wolfsburg 12 16 32:34
7. Krefeld Pinguine 12 6 23:52
Gruppe Süd
1. Adler Mannheim 12 26 36:22
2. ERC Ingolstadt 12 23 40:26
3. EHC Red Bull München 12 21 47:40
4. Schwenninger Wild Wings 12 20 35:28
5. Augsburger Panther 12 15 33:41
6. Straubing Tigers 12 13 27:37
7. Nürnberg Ice Tigers 12 8 25:49
Modus
Nach 24 Spielen pro Team in der eigenen Gruppe sowie 14 Partien mit einem Heim- und einem Auswärtsspiel gegen die sieben Teams der anderen Gruppe endet die Vorrunde. Die vier Gruppenbesten erreichen die Playoffs. Das Viertelfinale wird noch gruppenintern gespielt, ab dem Halbfinale überkreuz. Der Playoff-Modus ist »Best of three«.
Auch aus sportlicher Sicht ist er zufrieden, »denn es gab sehr viele hochklassige Spiele, aber auch etliche seltsame Ergebnisse«. Das sei aus seiner Sicht nicht überraschend, sondern dem Umstand der leistungsmäßig ungleich besetzten beiden Gruppen geschuldet. »Die Einteilung der Gruppen in Nord und Süd war ja keine sportliche, sondern eine logistische. Es ging in erster Linie darum, lange Reisen zu vermeiden.« Die Süd-Gruppe mit den beiden klaren Favoriten Adler Mannheim und dem EHC Red Bull München bot bislang das »interessantere Eishockey«, schätzt Tripcke etwas grob ein.
Im Topduell der Adler gegen München siegte in den beiden bisherigen Spielen der Titelverteidiger aus Mannheim: mit 3:2 nach Penaltyschießen zu Hause und mit 6:3 auswärts. Nach den Regularien treffen beide in der Vorrunde noch zweimal aufeinander. Der ehrgeizige Münchner Erfolgstrainer Don Jackson, mit insgesamt neun Meistertiteln (sechs in Berlin, drei in München) der erfolgreichste Coach der DEL-Geschichte, nahm die beiden Pleiten ungewohnt gelassen: »Für Hektik gibt es überhaupt keinen Anlass. Meine Mannschaft ist top besetzt, da kann das Ziel nur der Meistertitel sein.« Mannheim Trainer Pavel Gross sieht sein Team im Aufwärtstrend: »Trotz einiger schmerzhafter Abgänge ist die Mannschaft stark und willens genug, München die Stirn zu bieten.«
Es dürfte außer Frage stehen, dass Mannheim und München souverän in die Playoffs der jeweils ersten Vier jeder Gruppe einziehen und das Finale anpeilen. Die große Überraschung ist Schwenningen, deren schwedischer Trainer Niklas Sundblad die passenden ausländischen Profis herbeigeholt hat und mit ihnen auf einer Eisfläche mit kleineren Maßen - was in der DEL erlaubt ist - Kurs auf die Playoffs nimmt. Zur Erinnerung: In der im März abgebrochenen Saison lagen die Wild Wings nach 52 Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
In der Nord-Gruppe geben zur Stunde die Pinguins Bremerhaven, die Eisbären Berlin und die Düsseldorfer EG den Ton an. Die Eisbären sind nach dem Verlust inzwischen wieder in der Verfolgerrolle gegenüber Bremerhaven, das mit einer »Weltauswahl« und nur noch zwei deutschen Spielern im Kader aufs Eis geht. Der DEL-Rekordmeister aus Berlin gewann zu Hause alle bisherigen sechs Spiele, verlor aber auf fremden Eis fünf von sechs Partien. An diesem Mittwoch ist vor leeren Rängen in der Arena am Ostbahnhof die DEG zu Gast. Da ist nach zwei Niederlagen in Düsseldorf Revanche angesagt. Eisbären-Cheftrainer Serge Aubin redet weniger von Wiedergutmachung, als vielmehr über die Schwächen seines Teams. »In dieser Liga musst du diszipliniert spielen. Wir haben oft zu viele Strafen bekommen, sind dann dem Spiel hinterher gelaufen und gescheitert.«
Die Eisbären, deren Minimalziel die Playoffs sind, haben mit Bedacht das Team umgekrempelt und sich Ende Januar noch einmal mit dem Center Zach Boychuk in der Offensive verstärkt. Der 31-jährige gebürtige Kanadier stand zuletzt beim HC Fribourg-Gottéron in der Schweiz unter Vertrag. »Boychuk ist ein erfahrener Stürmer, der sich offensiv stark ins Spiel einbringt und uns auf der Position als Center weiter voranbringen wird«, lobt Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer die Neuverpflichtung. Boychuk erhielt einen Vertrag bis zum Ende dieser Saison. Seinen Einstand gab der Stürmer beim 4:2-Heimsieg gegen Iserlohn, nachdem er erst drei Tage zuvor zum ersten Mal mit der Mannschaft trainiert hatte, weil er noch die in Coronazeiten obligatorische fünftägige Quarantäne hinter sich bringen musste.
Nicht von ungefähr fügt Sportdirektor Richer noch hinzu: »Mit dem Kanadier haben wir acht Ausländerlizenzen vergeben und noch drei weitere zur Verfügung. Wir haben also noch genug Luft, um uns gegebenenfalls weiter zu verstärken.« Wenn zudem noch die Auswärtsschwäche überwunden wird, ist mit den Eisbären Berlin im diesjährigen Titelkampf durchaus zu rechnen.
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