• Berlin
  • Jugendzentrum »Potse«

Linke Freiräume erhalten

Marie Frank über die drohende Räumung des Jugendzentrums »Potse«

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin hat die Menschen schon immer mit seiner widerständigen Art fasziniert. Nicht Wenige fühlen sich genau deswegen hier heimisch: Es gibt Raum für Unangepasstes, für Rebellion, manchmal weht sogar ein Hauch von Revolution durch die Hauptstadt. Was für die Stadt gilt, gilt für ihre Jugend umso mehr. Sie braucht Freiräume, um sich auszuprobieren, mehr noch als die Erwachsenen, die oft zu wissen meinen, wer oder was sie eigentlich sein wollen. Umso schlimmer ist es für junge Menschen, wenn diese Freiräume mehr und mehr verschwinden und Investoreninteressen zum Opfer fallen.

Die »Potse« kämpft seit nunmehr zwei Jahren erbittert um diese Freiräume. Dass sich das älteste Jugendzentrum Berlins dabei nicht mit halbgaren Kompromissen zufrieden gibt, ist bei Autonomen nicht anders zu erwarten. »Mensch bietet einer fünfköpfigen Familie auch keine Ein-Zimmer-Wohnung an«, kommentiert eines der Kollektivmitglieder das Ersatz-Angebot von SPD-Jugendstadtrat Oliver Schworck. Das mögen manche rotzfrech finden, dreist ist allerdings auch das Friss-oder-Stirb-Ultimatum des Jugendstadtrats: »Entweder ihr nehmt diesen sehr viel kleineren Raum außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings oder wir lassen euch räumen, und eine Zukunft im Haus der Jugend könnt ihr dann auch vergessen«, ist keine Pädagogik, sondern autoritäres Machtgebaren.

Nun haben die Sozialdemokrat*innen ihren rebellischen Geist schon vor langer Zeit verloren, und ihren revolutionären Anspruch noch sehr viel länger. Es verwundert daher nicht, dass der SPD-Jugendstadtrat nicht gemeinsam mit den Jugendlichen für mehr Freiräume kämpft, sondern ihnen gleich die Staatsmacht auf den Hals hetzen will, wenn sie nicht spuren. Vom SPD-Innensenator ist auch nicht mehr zu erwarten, zumindest hatte er mit Zwangsräumungen von jahrzehntelang gewachsenen linken Projekten in der Vergangenheit kein Problem. Zumal sich die neue SPD-Chefin Franziska Giffey als Law-and-Order-Politikerin inszeniert. Für Linke und Grüne kommt eine gewaltsame Räumung von Jugendlichen mitten im Wahlkampf hingegen zur Unzeit. Es wird sich zeigen, wem diese Stadt wirklich gehört.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!