Die Revolution fällt aus

»Taskforce Zukunft Profifußball« präsentiert ihre Empfehlungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Frankfurt am Main. Spannende Ansätze, gute Ideen, aber auch viel heiße Luft: Die Revolution im deutschen Profifußball fällt aber erst mal aus. Die mit großen Erwartungen gestartete »Taskforce Zukunft Profifußball« der Deutschen Fußball-Liga (DFL) hat das Allheilmittel für die Beseitigung der offensichtlichen Missstände noch nicht gefunden und statt klaren Regeln lediglich lose Handlungsempfehlungen gegeben. Diese sollen den Fußball in Deutschland bis 2030 wirtschaftlich gesünder, nachhaltiger und generell besser machen - daran halten muss sich allerdings niemand.

»Hat das eine Alibifunktion? Ist das eine Debatte für die Kameras? Ganz sicher war es das nicht«, rechtfertigte sich DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Mittwoch im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz: »Es ist etwas sehr Besonderes entstanden.« Es gelte nun, »die Ideen und Leitplanken schrittweise in die Zukunft zu bauen«. Zu den 17 Vorschlägen der Taskforce gehören unter anderem eine Arbeitsgruppe zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität, ein Bekenntnis zu Nachhaltigkeit, die Gründung einer DFL-Kommission für den Fandialog sowie die Förderung des Frauenfußballs und der Geschlechtergerechtigkeit im Fußball. Die Erkenntnisse sollen zeitnah dem DFL-Präsidium vorgelegt werden, die finale Entscheidung treffen die 36 Profiklubs der 1. und 2. Bundesliga im Rahmen ihrer Mitgliederversammlung. Als Anreiz zur Ausführung der Handlungsempfehlungen soll ein Belohnungssystem entwickelt werden. Es gehe bei den Vorschlägen des Gremiums nicht darum, jemanden zu »schelten«, betonte die Psychologie-Professorin Heidi Möller, die bei allen Sitzungen der Taskforce als Moderatorin fungierte. Jemand, der »noch nicht so weit ist«, um gewisse Maßnahmen umzusetzen, dürfe nicht bestraft werden.

Vielen Fans reichen die Empfehlungen nicht aus. »Die Erwartungshaltung an die Arbeit der Taskforce war hoch - die Ergebnisse werden viele organisierte Fans enttäuschen«, sagte Helen Breit, Vorsitzende des bundesweiten Fanbündnisses »Unsere Kurve«. So sind beispielsweise keine konkreten Vorschläge zur Eindämmung der Millionenausgaben zu finden. Auch zur von vielen Seiten als ungerecht angeprangerten Verteilung des Fernsehgeldes wurde kein Lösungsvorschlag entwickelt. Bloß den Status Quo zu verbessern, wie es die DFL vorhat, reiche nicht aus. »Wir sehen tiefgreifenden Handlungsbedarf«, heißt es in der Stellungnahme von »Unsere Kurve«. Taskforce-Mitglied und Antikorruptionskämpferin Sylvia Schenk sieht das ähnlich. Vor allem ist sie besorgt, dass der Abschlussbericht zu einem wertlosen »Papiertiger« verkommt. Denn verbindlich ist davon erst mal nichts.

Hoffnung auf Mehr hatte Seifert selbst geschürt. »Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermachen wie bisher«, kündigte Seifert im April an, nachdem Corona die Missstände im deutschen Profifußball gnadenlos aufgedeckt hatte. Ein »Weiter so« könne es nicht geben, versicherte der DFL-Chef damals. Die im September ins Leben gerufene Taskforce sollte das Allheilmittel für Probleme wie Entfremdung von der Fanbasis, andauernde Misswirtschaft oder die immer größere finanzielle Schere zwischen den Klubs finden. Auch wenn Seifert sie am Mittwoch als »einzigartiges Format im Weltsport« anpries, bleibt der Weg zu angekündigten Zielen weitgehend unklar und damit alles sehr vage.SID/nd Kommentar Seite 8

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