Verdi beklagt: Konkurrenzdruck führt Lkw-Fahrer in Schneechaos

Gewerkschaft fordert weitestgehende Rückkehr zum derzeit ausgesetzten Sonntagsfahrverbot

  • Lesedauer: 2 Min.

Frankfurt am Main. Zahlreiche Lastwagenfahrer stecken auf verschneiten Autobahnen fest - aus Gewerkschaftssicht wäre das vermeidbar gewesen. »Die Tatsache, dass nun offensichtlich sehr viele Spediteure ihre Lkws haben losfahren lassen, trotz schlechter Wetterprognose, ist sicherlich dem Umstand des Konkurrenzdrucks geschuldet«, erklärte Verdi-Logistik-Experte Stefan Thyroke am Montag in Berlin. Eine Rolle spiele auch, dass das Sonntagsfahrverbot für Lkw wegen der Corona-Pandemie aufgehoben wurde.

Die Spediteure sehen für die Notlage eine Vielzahl von Gründen: »Lkw-Fahrer sind nicht zu ihrem Vergnügen unterwegs«, sagte Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung in Frankfurt am Main. In der Regel gebe es feste Liefertermine und empfindliche Vertragsstrafen, wenn sie verpasst werden.

»Ein Beispiel: Wenn die Aktionsware einer bundesweiten Supermarktkette im Prospekt für Montag 08:00 Uhr angekündigt wurde, muss die Ware spätestens am Montag um 07:00 Uhr angeliefert werden und nicht am Dienstag um 15:00 Uhr.« Vergleichbar sei es mit der Just-in-time-Belieferungen der Industrie.

Außerdem stammten mehr als 40 Prozent der Lastwagen auf deutschen Autobahnen aus dem Ausland, viele Fahrer kämen aus der Ukraine und Weißrussland. »Die Wetterwarnung hilft einem Fahrer nichts, wenn er sie nicht versteht«, erklärte Engelhardt. Verdi forderte verstärkte Kontrollen, um unlauteren Wettbewerb aus anderen EU-Staaten zu unterbinden.

Auf der A7 zwischen Fulda und Göttingen kommen nach Branchenangaben für die Fahrer starke Steigungen und Gefälle sehr enge Kurven erschwerend hinzu - die Strecke sei als »Schiffschaukel« berüchtigt. Eine einfacher zu fahrende Bundesstraße sei für den Durchgangsverkehr gesperrt.

Fernfahrer seien in der Regel für mehrere Tage mit Lebensmitteln versorgt, erklärte der Verband. Bedenklich werde die Lage für sie erst, wenn die chaotischen Straßenzustände mehrere Tage anhielten. Aus Sicht von Verdi ist es nicht notwendig, dass Lastwagen am Sonntag fahren. Eine Ausnahmegenehmigung für den Transport von Impfdosen genüge. dpa/nd

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