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Die Macht der Musik und die Schutzgöttin der Queeren

  • Lesedauer: 2 Min.

»Kiew hat sein eigenes Berghain«, erzählt Künstler und Musiker Anatoly Belov. Es ist ein deutsch-ukrainischer Club ohne Namen in der Kirilovska-Straße. Menschen aller sexuellen Orientierungen und Geschlechter sind dort willkommen. Auch große, kommerziell erfolgreiche Gay-Partys gibt es mittlerweile. »Musik hat viel zur Akzeptanz der LGBTIQ-Community in der Gesellschaft beigetragen. Auf Partys schämen sich die Leute nicht mehr dafür, sie selbst zu sein. Das ist sehr wichtig.«

Belov ist schon seit Jahren in der Szene aktiv. Angefangen hat er mit aktivistischer und eher plakativer Kunst gegen Homofeindlichkeit. Er arbeitet mit verschiedenen Genres wie Videokunst, Zeichnungen und Texten. Besonders wichtig ist ihm jedoch die Musik. Seine Band »Ludska Podoba« (»Menschliches Aussehen«) macht seit 2012 queeren Elektropop. »Vor uns gab es überhaupt keine Popmusik mit queerer Thematik in der Ukraine«, erzählt der Musiker. In seinen Songtexten geht es ganz offen um schwulen Sex. Seit 2018 arbeitet er an seinem Soloprojekt »Cybele«. Die psychedelische Elektromusik ist der antiken Göttermutter Kybele gewidmet. »Ich arbeite mit dem Mythos von Kybele und Attis und gebe ihm eine neue Bedeutung. Für mich ist Kybele die Schutzgöttin der queeren Menschen.« Denn in den Mythen um Kybele wird ihre Transition von einem Zwitterwesen zu einer Frau beschrieben.

Für Belov ist die Musik wie ein intimes Tagebuch seines Lebens. Immer mehr queere Menschen in der Ukraine beginnen ebenfalls, sich künstlerisch und musikalisch auszudrücken. Die Kunstszene ist ein sichererer Ort für LGBTIQ-Personen, erzählt die Kunsthistorikerin Oksana Semenik. Und das gelte besonders für die elektronische Musik und die Rave-Kultur: »Mit dieser Musik kann man sich frei fühlen. Niemand achtet darauf, wie du tanzt, niemanden interessiert es, wer du bist.« Ob queer oder nicht.

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