Schwule Kosaken und gelebte Utopien

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Film als visuelles Medium schafft es besonders gut, neue Bilder zu kreieren, die stereotype Vorstellungen herausfordern. Eugen Korshunov zeigt in seinem Werk »Die Hauptfestung der Sitsch« (»Holovna Fortetsya Sichi«) eine queere Variante des »großen ukrainischen Mythos von den Kosaken«, wie er sagt. Die Kosaken spielen eine wichtige Rolle für die nationale Identität des Landes. In Korshunovs experimentellem Film sind jedoch schwule Kosaken in burlesken Kostümen zu sehen. »Ich möchte damit zeigen, dass die historischen und kulturellen Errungenschaften unseres Landes jedem gehören, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung.«

Der Künstler Yana Bachynska arbeitet hauptsächlich mit Videos und Kunst im öffentlichen Raum. »Diese beiden Medien erlauben es mir, auch für Leute außerhalb der Kunstszene sichtbar zu sein.« Bachynskas Kunst ist sehr politisch und beschäftigt sich kritisch mit der Frage der ukrainischen Identität und Doppelmoral in Politik und Gesellschaft. Der Film »Sektengemeinschaft« (»Tovarystvo Sekta«) zeigt eine Gruppe Freund*innen, die Botschaften aus einer queeren utopischen Zukunft erhalten und selbst anfangen, diese Utopie zu leben. In dieser »geschlechtslosen und klassenlosen Gesellschaft« ist es nicht mehr wichtig, welche sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität man hat. Aber ein Wohlfühlfilm ist »Tovarystvo Sekta« dennoch nicht, Bachynska fordert gezielt ästhetische Standards heraus und spielt mit religiöser Symbolik. Einige Szenen zeigen Interventionen im öffentlichen Raum, zum Beispiel posiert eine Gruppe junger Menschen mit Regenbogen-Gesichtsmasken und dem Slogan: »LGBTQ ist eine Grundlage der Stadt Lviv.«

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