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Erinnerung an die Opfer von Hanau
Gedenkfeiern und Demonstrationen ein Jahr nach rassistischem Anschlag mit neun Toten
Tage des Gedenkens: Von Freitag bis Sonntag wurde in zahlreichen deutschen Städten der Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau gedacht, bei dem am 19. Februar 2020 neun Menschen aus Einwandererfamilien ermordet wurden. Im Anschluss an den Anschlag tötete der Täter seine Mutter und sich selbst.
Am Sonntag rief die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann in einem Gedenkgottesdienst auf, gemeinsam für eine offene und vielfältige Gesellschaft einzustehen. Das Leben in Hanau sei durch die rassistische Gewalttat schwer erschüttert worden, so Hofmann. Viele Menschen hätten das Gefühl von Zugehörigkeit und Sicherheit verloren. Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger sei es, geschlossen gegen Ausgrenzung, Fremdenhass und Verschwörungstheorien zusammenzustehen. Auch gelte es, eigene rassistische Vorurteile zu überwinden und offen auf Menschen anderer Herkunft, Religionszugehörigkeit oder Kultur zuzugehen, erklärte Hofmann in der Hanauer Marienkirche. An dem Gottesdienst unter dem Motto »Offen für Vielfalt - Geschlossen gegen Ausgrenzung«, der auch im Internet live übertragen wurde, nahmen vor Ort 50 geladene Gäste teil, darunter Familien der Opfer und muslimische und jüdische Religionsvertreter.
Auch am Samstag erinnerten Tausende Demonstranten in Berlin an die Anschlagsopfer. Die Teilnehmer zeigten unter anderem Schilder mit Fotos und Namen der neun Getöteten. Die meisten Menschen gingen bereits am Freitag auf die Straße: In Leipzig nahmen an der größten der drei Veranstaltungen unter dem Motto »Ein Jahr nach Hanau - Gemeinsam gedenken, gemeinsam kämpfen!« laut Polizei bis zu 800 Menschen teil. In Hamburg waren es am selben Tag rund 2000 Demonstranten, die unter dem Motto »Solidarität von Hamburg nach Hanau« eine Aufklärung des rassistischen Anschlags von Hanau forderten.
Eine Forderung, die auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während einer Gedenkfeier mit Hinterbliebenen und Politikern am Freitagabend formulierte. Steinmeier sagte, es bedrücke ihn sehr, »dass unser Staat sein Versprechen von Schutz, Sicherheit und Freiheit, das er allen gibt, die hier gemeinsam friedlich leben«, gegenüber den Ermordeten nicht habe einhalten können. »Ich weiß: Das berührt Ihr Vertrauen in diesen, in unseren, in Ihren Staat«, erklärte Steinmeier an die Angehörigen gewandt. »Das darf uns nicht gleichgültig sein, denn der Staat braucht Vertrauen.« Die Tat müsse lückenlos aufgeklärt werden, betonte er.
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