Auf den WM-Zug gesprungen

Wie zwei Skilangläuferinnen aus Thüringen ihr Debüt bei den Titelkämpfen in Oberstdorf angehen

  • Johann Reinhardt, Oberhof
  • Lesedauer: 3 Min.

Die eine muss noch lernen, die andere soll schon liefern. Die Thüringer Langläuferinnen Lisa Lohmann und Antonia Fräbel geben bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften in Oberstdorf ihre WM-Debüts. Während Fräbel vom WSV Asbach in Schmalkalden als feste Größe für das deutsche Team bereits eingeplant war, sprang Lohmann erst durch ihre überraschende Goldmedaille im Sprint bei der U23-WM Anfang Februar auf den Zug auf. »Damit habe ich vorher wirklich nicht gerechnet, da meine Stärken eigentlich im Distanzbereich liegen. Aber im Sprint weiß man nie, da ist alles möglich«, sagte Lohmann.

Der Titel im finnischen Vuokatti war gleichbedeutend mit der Fahrkarte zur Heim-WM ins Allgäu. Und deshalb war auch keine Zeit zum Ausruhen, die Vorbereitung für Oberstdorf setzte nahtlos an. Im WM-Sprintrennen trifft sie ab Donnerstag das erste Mal überhaupt auf die gesamte Weltelite. Dort hat die 20-Jährige vom WSV Oberhof nichts zu verlieren, geht ohne Druck an den Start und liebäugelt damit, im Optimalfall den Prolog zu überstehen und in die Finalläufe der besten 30 vorzudringen. »Im Prolog gibt es von Anfang an nur Vollgas, da muss jeder Schritt passen«, sagte sie. Im anschließenden Kampf Frau gegen Frau, wo mehr taktiert wird, sind Überraschungen zwar möglich, auf diesem Niveau aber seltener als im Nachwuchsbereich. »Jeder Wettkampf bei der Elite zählt. Wenn sie sich im Sprint für die Viertelfinals qualifizieren würde, hätte sie etwas richtig Großes geschafft. Der erste WM-Start ist ein wichtiger, motivierender Zwischenschritt für sie«, sagte Bundestrainer Peter Schlickenrieder und nimmt ihr den Erfolgsdruck.

Lockerheit statt Perfektionismus

Mit einer anderen Erwartungshaltung tritt derweil Antonia Fräbel an. Die 24-Jährige ist mittlerweile eine feste Größe im Weltcupteam, wurde als 26. zweitbeste Deutsche bei der Tour de Ski. Bei der Abschlussetappe hinauf zur Alpe Cermis lief sie erstmals im Weltcup unter die besten 15. Auch wenn sie anschließend beim Weltcup in Falun in ein Formtief fiel, ist sie optimistisch, rechtzeitig zurück zu alter Stärke zu finden. »Die Müdigkeit kam erst verzögert und erwischte mich beim anschließenden Weltcup. Auch wenn es schwerfiel, habe ich danach ein paar Tage die Beine hochgelegt. Nun fühlt es sich von Tag zu Tag besser an«, berichtete Fräbel. Sie geht erstmals am Sonnabend im Skiathlon an den Start. Auch wenn das Profil der WM-Strecke dem Aufstieg zur Alpe Cermis keineswegs ähnelt, ist sie optimistisch. Lange, schwierige Strecken liegen ihr. Und deshalb freut sie sich auch auf den Abschlusswettkampf über 30 Kilometer in ihrer favorisierten klassischen Technik. Dabei darf sie sich aber selbst keinen Druck machen, das schadet. »Ich bin oft zu ergebnisorientiert unterwegs«, sagte Fräbel. Ihr Rezept für das perfekte Rennen: Im Vorfeld nicht alles perfekt machen wollen, um die nötige Lockerheit zu bewahren.

Auch die Verantwortlichen des Deutschen Skiverbandes nehmen anstatt der Ergebnisse die Leistungen als Bewertungsmaßstab für die Weltmeisterschaften. Der Sportliche Leiter Andreas Schlütter sieht trotz des Heimvorteils andere Nationen im Kampf um die Podestplätze vorne: »Wir sind keine Medaillenkandidaten, auch nicht in den Teamrennen. Wenn es den Athletinnen und Athleten aber gelingt, zur WM ihr Leistungsmaximum abzurufen, dann haben wir alles richtig gemacht.«dpa/nd

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