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Vertrauen und Selbstdisziplin

Ausgerechnet im Corona-Hotspot Tschechien starten die Biathleten zu einem Doppel-Weltcup

  • Thomas Niklaus, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Tschechien steht unter Hausarrest. Die Regierung rief am Montag angesichts der weltweit höchsten Sieben-Tage-Inzidenz einen harten Lockdown aus. Ungeachtet des kollektiven Corona-Notstandes und eines überlasteten Gesundheitssystems findet ab diesen Donnerstag bis zum 14. März in Nove Mesto in der Region Vysocina ein Doppelweltcup der Biathleten statt. Der Weltverband IBU ist sich der schwierigen Lage angesichts von mutierten Varianten »durchaus bewusst. Wir kennen die Zahlen«, sagte Christian Winkler, Kommunikationsdirektor des Verbandes, am Dienstag. Aber man vertraue dem strengen Hygienekonzept, »das bisher gut funktioniert hat«.

Dennoch werden eigens für die Veranstaltung im Pandemie-Hotspot, knapp 170 Kilometer von Prag entfernt, »ein paar Stellschrauben angezogen«, betonte Winkler. Etwa dort, »wo es Berührungspunkte mit Hotelangestellten oder Volunteers gibt.« Auch der Deutsche Skiverband (DSV) schärfte die ohnehin strengen Maßnahmen noch einmal nach. So muss sich auch das Hotelpersonal regelmäßig PCR-Tests unterziehen. Ansonsten ist die IBU auf die Selbstdisziplin der Athleten, Trainer und Betreuer angewiesen. Kontaktminimierung heißt das Zauberwort in Zeiten von Corona. Dies, so sagte DSV-Arzt Jan Wüstenfeld, habe im bisherigen Winter »super funktioniert. Wir sind sehr zufrieden und gut aufgestellt. Auch die Athleten nehmen es absolut ernst. Es gibt ohnehin sehr wenige Kontakte«.

»Ringelpiez mit Anfassen«

782,1 Fälle pro 100 000 Einwohner sind in Tschechien derzeit laut Daten der Johns-Hopkins-Universität gemeldet. In Deutschland betrug der Inzidenzwert laut Robert- Koch-Institut am Mittwoch 64. Eine Einreise nach Tschechien, heißt es beim Auswärtigen Amt, »ist ausschließlich aus triftigem Grund möglich«. Ein Weltcup im Biathlon gehört anscheinend dazu. Er sehe das »wie eine Insel. Wenn du auf eine unbewohnte Insel 100 Nicht-Infizierte steckst, dann kannst du auch keinen infizieren. Da können die untereinander machen, was sie wollen, Ringelpiez mit Anfassen, alles. So in etwa ist es bei uns auch«, sagte zuletzt der ehemalige Weltmeister Erik Lesser. Deshalb glaube er auch, dass der Weltcup, »so wie er besteht, durchgezogen wird«. Allerdings in etwas abgeänderter Form.

Der erste Teil von Nove Mesto hätte eigentlich als Generalprobe für die Olympischen Winterspiele in Peking starten sollen. Diese wurde wegen Corona aber abgesagt. Auch das Weltcupfinale am vorletzten Märzwochenende musste wegen der strikten Einreisebeschränkungen von Oslo in Norwegen nach Östersund verlegt werden. Für die Anreise nach Schweden organisiert die IBU sogar einen Charterflieger, der die Biathlon-Blase von Prag nach Östersund bringt. Doch erst einmal steht Nove Mesto mit insgesamt zwölf Rennen an. Mit der Staffel der Frauen geht es an diesem Donnerstag los. Der DSV hat insgesamt zwölf Athleten nominiert. Nach einer enttäuschenden Weltmeisterschaft ist sportlich Wiedergutmachung angesagt. Corona hin oder her.SID/nd

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