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- Kunsthochschule Berlin-Weißense
Kulturcampus statt Kleingärten
Die Kunsthochschule Berlin-Weißensee wird in den kommenden Jahren erweitert
Die vor Wochen angekündigte Schaufensterpräsentation in der Kunsthalle am Hamburger Platz ist mehr als bescheiden. Dabei sollen damit Anwohner der benachbarten Wohngebiete zum Dialog über die geplante Erweiterung der Kunsthochschule Berlin-Weißensee eingeladen werden. Zur Debatte stehen der städtebauliche Masterplan und der Vorentwurf des Bebauungsplans für den künftigen »Campus Weißensee«, der auf dem Areal einer angrenzenden Kleingartenanlage gebaut werden soll. Am Mittwochabend hatte hierzu die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen zu einem Online-Dialog eingeladen. Es war zunächst, wie zu erwarten, ein Austausch auf fachlicher Ebene.
»Hier soll ein lebendiger Ort entstehen, wo sich - so der Plan - Wissenschaft trifft, wo Kreativität zum Ausdruck kommt und wo man sich austauschen kann. Und nicht nur die Hochschule für sich, in ihrem eigenen Kreis, sondern mit der Nachbarschaft«, so beschrieb Ricarda Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik das Vorhaben. In die vorliegenden Planungen und Entwürfe seien bereits Anregungen aus einer ersten Phase der Bürgerbeteiligung vom Sommer 2020 eingeflossen.
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Wer sich dieser Tage auf der Suche nach dem Ort für den künftigen Campus der renommierten Kunsthochschule Berlin-Weißensee macht, wird wohl vor der verschlossenen Eingangspforte zur Kleingartenanlage »Hamburg e. V. seit 1920« landen. Hier, an der Bühringstraße, am Rande der schlichten Bauten der Hochschulwerkstätten, herrscht derzeit witterungsbedingt Winterpause.
Aber auch die Künste scheinen mitten im Lockdown durch Corona und Semesterzeiten ausgebremst - in den Werkräumen lässt sich nur wenig Betrieb ausmachen. Vom Projekt »Campus Weißensee« kündet hier lediglich der von der Senatsverwaltung herausgegebene Plakatflyer, der im A4-Format verschämt an die Eingangstür der Hochschule geheftet wurde. Darüber hinaus gibt es keine Einladung an die Anwohner, sich mit eigenen Vorstellungen und Wünschen einzubringen.
Ganz anderes versprechen die Entwürfe, die das Planungs- und Architekturbüro »MLA+ mit Lohrengel Landschaft« am Mittwoch vorstellte. Ihnen geht es um eine Gestaltung des Campus, der sich mit zahlreichen Wegen und einem markanten Grünzug zum städtischen Wohnumfeld öffnet; Studieren und kunsthandwerkliches Schaffen auch für Anwohner erlebbar machen soll; Wohnen und Arbeiten, Erholung, Gastronomie und Kulturerlebnisse zusammenführen soll. Das Büro war im August 2020 aus einer Gruppe von drei Bewerbern ausgewählt worden.
Die gesamte Kleingartenanlage zwischen Bühringstraße und der Straße Am Steinberg wird in den nächsten Jahren dem »Campus Weißensee« weichen. Das kleinteilige grüne Quartier soll die 1946 gegründete Hochschule aus ihrer Raumnot erlösen. Als Baustart ist 2025 angepeilt, was kühn erscheint, denn bis dahin müssten die Häuschen, Bäume und Beete der Gartenfreunde - denen ein Areal an der Hansastraße 173 als Ersatz zugesagt wurde - abgeräumt sein.
Das heutige Gebäudeensemble platzt förmlich aus allen Nähten. Es schließt den 1934 errichteten Verwaltungstrakt der früheren Trumpf-Schokoladenfabrik ein und wurde ab Mitte der 50er Jahre von namhaften Architekten umgestaltet und baulich erweitert. Inzwischen sind ganze Hochschulbereiche selbst in die schmucklosen Bauten der angrenzenden ehemaligen DGZ-Bürostadt an der Johannes-Itten-Straße ausgewichen.
Dennoch sprach Berlins Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (parteilos, für Linke) in ihrem Grußwort von einem »sehr schönen Ort mit einer sehr schönen bereits bestehenden Architektur«. Am neuen Campus werde die Hochschule einerseits ihre zahlreichen über die Stadt verteilten Einrichtungen zusammenführen können. Zugleich werde er es ermöglichen, sich stärker in das umliegende Wohnquartier zu öffnen. Auch die lokale Bedeutung der Kunsthochschule werde so gestärkt. »Es werden Wohnungen und Räume entstehen, für Studierende, für Künstler und Künstlerinnen, sodass das ein lebendiger Campus wird, auf dem man lehrt und lernt, auf dem man aber auch lebt und produziert.«
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