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+++ Deutschland setzt Impfung mit Astrazeneca aus +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 15. März 2021: +++ Lehrerverband fordert schnellere Impfung +++ »Gewichteter Risikowert«: Niedersächsischer Minister für neues Corona-Instrument +++

  • Lesedauer: 5 Min.

Berlin. Nach Hinweisen auf mögliche Nebenwirkungen sind die Corona-Impfungen mit dem Impfstoff Astrazeneca nun auch in Deutschland vorsorglich ausgesetzt. Die Bundesregierung folgt damit einer aktuellen Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag mitteile. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa halte das Institut weitere Untersuchungen für notwendig.

Spahn sprach von sieben berichteten Fällen bei bislang 1,6 Millionen Erstimpfungen mit Astrazeneca in Deutschland. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken, sagte der Minister weiter. Er hofft auf eine Entscheidung noch in dieser Woche. Der vorläufige Stopp betreffe sowohl die Erst- als auch Zweitimpfungen. Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Spahn.

Nach der Ankündigung des Bundesgesundheitsministeriums teilten auch die Bundesländer mit, dass die Impfungen ausgesetzt werden.

+++Schnellere Impfung von Lehrer*innen gefordert+++

Düsseldorf. Der Deutsche Lehrerverband hat trotz steigender Corona-Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen vor erneuten Schulschließungen gewarnt. »Wenn wir nicht wollen, dass die überwiegende Mehrzahl der Schulen wieder auf Distanzunterricht umsteigen muss, weil dort die 100-er Inzidenzgrenze überschritten wird, müssen wir jetzt sofort die Impfungen von Lehrkräften an allen Schularten vorziehen, alle Schülerinnen und Schüler mindestens zweimal wöchentlich testen«, sagte der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, der »Rheinischen Post« vom Montag.

Es sei zu überlegen, ob diese regelmäßigen Schnell- oder Selbsttests wie in Österreich praktiziert und in Sachsen geplant, als verbindliche Voraussetzung für den Besuch des Präsenzunterrichts festgeschrieben werden sollten, sagte Meidinger. »Bundesländer, die auch bei regionalen Inzidenzen über 150 Präsenzunterricht ohne Mindestabstand und die erwähnten zusätzlichen Gesundheitsschutzmaßnahmen anordnen, handeln verantwortungslos.«

Außerdem sollten alle schlecht belüftbaren Unterrichtsräume mit Raumluftfilteranlagen ausgestattet werden, forderte Meidinger. »Ich halte es für skandalös, dass die von einigen Bundesländern für die Anschaffung von Raumluftfilteranlagen bereitgestellten hohen Zuschüsse immer noch nur teilweise abgerufen worden sind, weil die Schulträger, also in der Regel die Kommunen, nicht bereit sind, ihren Eigenanteil daran zu leisten«, betonte er. Überdies brauche es eine Maskenpflicht für alle Schüler auch während des Unterrichts.

+++ »Gewichteter Risikowert«: Minister für neues Corona-Instrument +++

Hannover. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) spricht sich dafür aus, die Notwendigkeit neuer Corona-Maßnahmen nicht allein aus den Inzidenzwerten abzuleiten. »Wir müssen dringend den sogenannten Inzidenzwert weiterentwickeln zu einem gewichteten Risikowert. Bei dem könnte etwa die Frage der Belegung und Kapazität der Krankenhäuser, der Alterserkrankungen und der regionalen Entwicklungen mit regionalen Hotspots einfließen«, sagte Althusmann der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« (Montag). »Wenn es nach mir ginge, würde ich das Robert Koch-Institut beauftragen, einen solchen gewichteten Risikowert zu ermitteln, sodass wir mittelfristig eine Perspektive bekommen, wie wir mit der Epidemie umgehen und leben können.«

Es müsse nachvollziehbar bleiben, welche Freiheiten aus welchen Gründen eingeschränkt werden, mahnte Althusmann. »Es ist für die Niedersachsen kaum erklärbar, dass sie jetzt nach Mallorca fliegen, aber nicht im eigenen Land reisen können«, sagte er der Zeitung. Seit Sonntag - also zwei Wochen vor Beginn der Osterferien in den meisten Bundesländern - ist Urlaub auf Mallorca und in anderen Regionen Spaniens, Portugals und Dänemarks wieder ohne Quarantäne und Testpflicht nach der Rückkehr möglich. Die Hotels in Deutschland sind dagegen mindestens noch bis zum 28. März geschlossen. Wie es weitergeht, soll erst am 22. März von Bund und Ländern entschieden werden.

+++ Pandemie stellt Gebärdensprachdolmetscher vor Herausforderungen +++

Mainz. Hamstern, Triage, Lockdown: Mit der Corona-Pandemie sind neue Schlagwörter aufgekommen, die das Gebärdensprachdolmetschen vor Herausforderungen gestellt haben. »Neue Begriffe sind für uns neue Vokabeln, wie in anderen Fremdsprachen«, sagte Stefanie Straub vom Berufsverband der GebärdensprachdolmetscherInnen Rheinland-Pfalz. Dabei übernehme man die Begriffe von den Gebärdensprachnutzern.

Ihre Kollegin Wibke Kellermann vom Berufsverband sagte: »Wie Journalisten auch, erfahren wir neue Begriffe häufig aus Pressekonferenzen oder Nachrichten. Wenn diese in Gebärdensprache gedolmetscht werden, können wir die neuen Gebärden direkt übernehmen.« Die Begriffe würden bei der Einführung meist mit dem Fingeralphabet buchstabiert und dann gebärdet. Wibke Kellermann sagte, Corona-Schutzmasken seien derzeit ein Hindernis bei der Arbeit. Im Berufsverband gebe es einen regelmäßigen Austausch über die Erfahrungen mit dem Dolmetschen mit Mund-Nasen-Schutz. »Die Maskenpflicht ist allein schon ein Hindernis, da Mimik und Mundbild ein wichtiger Teil der Deutschen Gebärdensprache sind.« Für taube Menschen sei eine Maske oft eine zusätzliche Einschränkung in der Kommunikation. »Da kann der Einkauf beim Bäcker schon zum Hindernis werden.« Die Gebärdensprachdolmetschenden seien noch auf der Suche nach der idealen transparenten Maske, sagte Straub. »Es gibt verschiedene Modelle, die teilweise beschlagen oder leicht verkratzen. Sie helfen aber auf jeden Fall weiter, auch wenn sie noch keinen vollen FFP2-Standard aufweisen.«

+++ Mehr als 6600 Neuinfektionen in Deutschland +++

Berlin. In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 6600 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Montagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, stieg außerdem die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz weiter auf 82,9 - am Vortag hatte dieser Wert noch 79 betragen. Vor einer Woche hatte das RKI noch gut 5000 neue Ansteckungsfälle gemeldet. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie erhöhte sich den Angaben zufolge auf 2.575.849. Laut RKI wurden zudem 47 neue Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion binnen 24 Stunden registriert. Die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten in Deutschland erhöhte sich damit auf 73.418.

Da am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln, liegen die Fallzahlen des RKI sonntags und montags in der Regel niedriger als an anderen Wochentagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg zuletzt wieder an, nachdem sie im Februar zwischenzeitlich auf unter 60 gefallen war. Bei dem Wert handelt es sich um die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums. Sie ist ein wesentlicher Maßstab bei der Verhängung oder Lockerung von Corona-Restriktionen. Agenturen/nd

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