+++ WHO empfiehlt weiter Einsatz von Astrazeneca +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Mittwoch, 17. März 2021: +++ Mehr als 13.400 Corona-Neuinfektionen +++ EU hofft auf Neustart mit Astrazeneca +++

  • Lesedauer: 5 Min.

Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt weiter den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca. »Die WHO ist der Meinung, dass die Vorteile die Risiken überwiegen«, teilte die Organisation am Mittwoch in Genf mit. Astrazeneca ist der bislang wichtigste Impfstoff, auf den auch die gemeinsame Impfinitiative Covax unter dem Dach der WHO setzt. Sie hilft dabei, Länder in aller Welt mit Impfstoff zu versorgen.

Deutschland und zahlreiche andere Staaten haben die Impfung mit dem Astrazeneca-Stoff vorerst ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden.

Es sei Routine, mögliche Zwischenfälle bei Impfkampagnen zu registrieren und zu untersuchen. Das zeige, dass die Überwachungssysteme funktionierten. Zwischenfälle in zeitlicher Nähe zu einer Impfung bedeuteten aber nicht zwangsläufig, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen beidem bestehe.

Die WHO sei in ständigem Kontakt mit der Europäischen Arzneimittelagentur EMA und andere Regulierungsbehörden über die Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen. Der Impfrat, der die WHO zu Impfstoffsicherheit berät, prüfe zurzeit alle vorhandenen Studien und Angaben. Sobald dies abgeschlossen sei, werde die WHO erneut informieren.

+++ Drosten: Epidemiologische Lage nicht gut +++

Berlin. Angesichts der beginnenden dritten Corona-Welle in Deutschland bedauert der Virologe Christian Drosten die Entwicklungen um Astrazeneca mit ausgesetzten Impfungen und knapperen Liefermengen. Im Moment solle man vor allem daran denken, »dass wir diese Impfung brauchen«, betonte der Charité-Wissenschaftler am Dienstag im Podcast »Coronavirus-Update« (bei NDR-Info). Die epidemiologische Lage sei momentan nicht gut in Deutschland. Die ansteckendere Virusvariante B.1.1.7 nehme immer mehr Überhand, ihr Anteil betrage inzwischen drei Viertel.

»Wir werden kurz nach Ostern eine Situation haben wie um Weihnachten herum«, sagte der Virologe, auch mit Blick auf düstere Prognosen des Robert Koch-Instituts (RKI) von vor einigen Tagen zu einem befürchteten starken Anstieg der Neuinfektionszahlen. Die Situation werde sich dann im weiteren Verlauf »drastisch erschweren« wegen der Mutante, erwartet Drosten. Besonders »brenzlig« werde es für die weitestgehend noch ungeimpften Jahrgänge ab 50 Jahre. Diese Warnung hatte Drosten auch zuvor schon geäußert.

In Deutschland hatte das für die Impfstoff-Sicherheit zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine Aussetzung der Impfungen mit Astrazeneca empfohlen. Nach Angaben aus dem Gesundheitsministerium wurden in Deutschland bis Dienstagabend insgesamt acht Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet. Die Zahl der Fälle ist demnach statistisch signifikant höher als in der Bevölkerung ohne Impfung.

Über die Häufung der seltenen Thrombosen innerhalb kurzer Zeit sagte Drosten, das müsse man »natürlich ernst nehmen und anschauen«. Dazu gehöre unter anderem auch die Suche nach möglichen anderen Ursachen. Er wolle die Entscheidung nicht bewerten und habe auch keine Hintergrundinformationen, sagte Drosten.

+++ Mehr als 13.400 Corona-Neuinfektionen +++

Berlin. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am Mittwoch 13.435 neue Fälle von Corona-Infektionen gemeldet, über 4000 mehr als vor einer Woche. Zudem wurden 249 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden registriert. Der Inzidenzwert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen stieg auf 86,2; am Vortag hatte der Wert bei 83,7 gelegen.

Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion stieg damit auf 73.905. Die Gesamtzahl der Corona-Fälle seit Beginn der Pandemie beträgt nun 2.594.764. Davon sind etwa 2.383.600 Menschen von ihrer Infektion genesen.

Drei Bundesländer - Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt - überschreiten landesweit den Inzidenzwert von 100. Alle übrigen Bundesländer liegen oberhalb des Inzidenzwerts von 50. 14 Städte und Landkreise liegen sogar oberhalb eines Inzidenzwertes von 200.

+++ EU hofft auf Neustart mit Astrazeneca +++

Brüssel. Die EU-Kommission hofft auf eine europaweite Wiederaufnahme der Impfungen mit dem Corona-Vakzin von Astrazeneca ab Donnerstag. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) werde dann ihre »abschließende Einschätzung« zur Sicherheit des Mittels vorstellen, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Dienstag nach einer Videokonferenz mit den EU-Gesundheitsministern. »Darauf warten wir und folgen dem wissenschaftlichen Rat der EMA.«

Nach Berichten über einen Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Astrazeneca und dem Auftreten von Blutgerinnseln hatten viele EU-Länder, darunter Deutschland, die Impfungen mit dem Mittel eingestellt. Die EMA bekräftigte am Dienstag allerdings erneut ihre ursprüngliche Risikoeinschätzung des Impfstoffs: Es gebe derzeit keine Belege, dass die bei einzelnen Geimpften aufgetretenen Blutgerinnsel von dem Astrazeneca-Impfstoff verursacht worden seien, sagte Behördenchefin Emer Cooke.

+++ Immer mehr Tote in Brasilien +++

Brasilia. In Brasilien hat die Zahl der Corona-Toten binnen eines Tages einen neuen Höchststand erreicht. Landesweit seien innerhalb von 24 Stunden mehr als 2800 Menschen an Covid-19 gestorben, teilte das brasilianische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Der bisherige Tagesrekord von vergangener Woche hatte mehr als 2200 Tote betragen. Insgesamt starben den Angaben zufolge seit Beginn der Pandemie gut 282.000 Menschen an Corona. Damit ist Brasilien nach den USA das weltweit am zweitstärksten von der Pandemie getroffene Land.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden stiegen nach Angaben vom Dienstag auf mehr als 83.000. Insgesamt wurden damit gut 11,6 Millionen Corona-Fälle verzeichnet. Brasiliens ultrarechter Präsident Jair Bolsonaro steht wegen seiner Corona-Politik massiv in der Kritik.

+++ Ex-Präsident Trump empfiehlt Impfung +++

Washington. Der frühere US-Präsident Donald Trump hat den Menschen in den USA empfohlen, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Die Impfungen seien »sicher«, »großartig« und »unglaublich« wirksam, sagte Trump am Dienstagabend (Ortszeit) dem konservativen Sender Fox News. Auf die Frage der Moderatorin, ob er den Zuschauern eine Impfung nahelegen würde, sagte der Republikaner: »Ich würde es vielen Menschen empfehlen, die sie nicht wollen - und viele der Menschen haben für mich gestimmt, wirklich.«

Umfragen zufolge betrachten in den USA vor allem viele Republikaner die Corona-Impfung mit Skepsis. Die Impfungen »retten wirklich unser Land, und retten ehrlich gesagt die Welt«, sagte Trump in dem telefonischen Interview. Der 74-Jährige, der nach einer Corona-Infektion im vergangenen Jahr selbst an Covid-19 erkrankt war, hatte sich vor dem Ende seiner Amtszeit im Januar noch impfen lassen, wie US-Medien berichteten. Trump bestritt dies in dem Gespräch nicht. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.