Facebook knickt ein

US-Techunternehmen beteiligt erstmals australische Medien an den Werbeeinnahmen

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Facebooks Aufbegehren gegen das neue australische Mediengesetz ist gescheitert. Die ersten australischen Medien haben sich auf einen Deal mit dem US-Techunternehmen geeinigt und erhalten künftig einen Anteil der Facebook-Werbeeinnahmen - wie vom Gesetz vorgesehen. Darunter ist News Corp, das Nachrichtenimperium des in Australien geborenen US-amerikanischen Medienmoguls Rupert Murdoch. Nach Berichten soll auch die Gruppe Nine Entertainment eine Vereinbarung mit Facebook getroffen haben.

Zu News Corp gehören Zeitungen wie »The Australian«, »The Daily Telegraph« und »Herald Sun«, aber auch der Sender Sky News Australia, der ein wenig Fox News in den USA ähnelt, gehört zum Medienportfolio von Murdoch. Nine Entertainment ist der Eigentümer der alteingesessenen Tageszeitungen »The Sydney Morning Herald« und »The Age« in Melbourne. Andere Medien wie die australische Ausgabe des »Guardian« oder der staatliche Sender ABC sollen sich noch in Verhandlungen mit der Plattform befinden.

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Robert Thomson, der Vorstandsvorsitzende von News Corp, äußerte sich lobend über den Facebook-CEO und -Gründer Mark Zuckerberg. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens hatte sich persönlich daran beteiligt, den Streit mit der australischen Regierung zu schlichten. Zuckerberg und sein Team würden »Anerkennung für ihre Rolle bei der Gestaltung einer Zukunft für den Journalismus« verdienen, der sich »seit mehr als einem Jahrzehnt extremer Belastung« ausgesetzt sehe, erklärte Thomson. Es habe eine »digitale Dysfunktion« gedroht, die den Journalismus immer mehr in einen Almosenbetrieb verwandeln würde.

Wie viel Geld letztendlich für die einzelnen Medien fließt, ist nicht bekannt. Doch aus Dokumenten, die bei der australischen Wertpapier- und Investitionskommission eingereicht werden müssen, ist ersichtlich, dass Google im vergangenen Jahr 4,3 Milliarden Australische Dollar und Facebook 700 Millionen Dollar an australischen Werbegeldern eingenommen haben, etwa 2,8 Milliarden Euro beziehungsweise 455 Millionen Euro.

Der Showdown zwischen Facebook und der australischen Regierung, der zu einem mehrtägigen Ausschluss von Medien aus dem sozialen Netzwerk führte, machte im Februar weltweit Schlagzeilen. Denn die Themen sind überall relevant: Wie soll mit den US-Techgiganten künftig umgegangen werden? Wie können Medien am Leben erhalten werden, obwohl die großen Plattformen den Großteil der Werbeeinnahmen abgreifen?

Auch in den USA haben sich beispielsweise Vertreter von Google und Microsoft deswegen schon heftig gestritten. Denn Microsoft macht Google für die Wirtschaftskrise in den Nachrichtenmedien direkt verantwortlich. Die Animositäten zwischen den beiden Firmen waren auch in Australien zum Ausdruck gekommen. Nachdem Google ähnlich wie Facebook wegen des neuen Mediengesetzes auf die Barrikaden ging und mit dem Abstellen der Suchmaschine auf dem fünften Kontinent drohte, war Microsoft gerne bereit, mit seiner Suchmaschine »Bing« einzuspringen. Google kam danach schnell zurück an den Verhandlungstisch und man einigte sich.

Die australische Regierung zwang Facebook zu Kompromissen, indem sich Premierminister Scott Morrison mit »starken Freunden« verbündete. So telefonierte der Politiker während Facebooks Medienboykott mit den Regierungschefs von Indien, Großbritannien, Frankreich und Kanada und holte sich so auch international Unterstützung.

Australiens neues Mediengesetz hat auch in Deutschland und in der EU Wellen geschlagen. So forderte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Katarina Barley im Interview mit dem Handelsblatt auch Veränderungen in Europa. »Der Fall Australien zeigt, dass die Plattformen eine ungeheure Macht haben«, sagte die SPD-Politikerin. Sie erklärte zudem, dass ein Großteil der Einnahmen von Facebook und Co. durch trackingbasierte Werbung zustande kämen. »Solche Werbealgorithmen offenzulegen und zu regulieren muss der kürzlich vorgelegte europäische Digital Services Act leisten.« Auch für die EU sei es wichtig, künftig einen angemessenen Vergütungsausgleich zwischen Medien und Plattformen zu finden.

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