40 Jahre SEZ - schon lange ohne Wellen!
Am Sonnabend war es auf den Tag genau 40 Jahre her, dass SED-Generalsekretär Erich Honecker am Berliner Volkspark Friedrichshain das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) eröffnet hat. Honecker bezeichnete das in seiner Art damals einmalige Haus als ein Symbol für die viel beschworene »Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik«. »Neues Deutschland« berichtete seinerzeit überaus ausführlich und mit vielen Fotos.
Tatsächlich war das SEZ seinerzeit eine große und hochmoderne Sache. In etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit entstand der Komplex unter Beteiligung von Soldaten sowie in- und ausländischen Firmen. Es gab ein Wellenbad, einen Drei-Meter-Sprungturm, eine Bowlinganlage, eine Eislauffläche, deren Außenbereich im Sommer Rollschuhfahrer nutzten, Sauna, Solarium, Gastronomie und vieles andere mehr.
Konzipiert war das Haus für 18 000 Gäste täglich. »Neues Deutschland« prognostizierte zum Start, dass die Besucher Berliner sein würden. Doch in dieser Frage wurde die Anziehungskraft bei allem Stolz auf das SEZ doch deutlich unterschätzt. Aus der gesamten DDR reisten Familien stundenlang mit dem Zug oder dem Auto an, um in den Wellen zu planschen und etwas zu erleben, wie es nur hier möglich war. Es gab sonst in der Republik viele Schwimmhallen, aber nirgendwo ein solches Spaßbad. Es hängen Kindheits- und Jugenderinnerungen daran. Darum schmerzt es viele, dass ihnen das SEZ in seiner ursprünglichen Form schon lange nicht mehr offen steht. Das Bild zeigt den Zustand im Jahr 1993.
Über 170 Meter erstreckte sich der Gebäudekomplex entlang der Leninallee, über 140 Meter entlang der Dimitroffstraße, heute Landsberger Allee und Danziger Straße. Und auch sonst hat sich sehr viel geändert. Verschwunden sind nicht nur die Namen des russischen Revolutionärs und des bulgarischen Kommunisten. Der Lack ist ab.
Auch auf Sparflamme betrieben kostete der jährliche Unterhalt nach der Jahrtausendwende noch 400 000 Euro. Es stand deshalb die Idee im Raum, das SEZ abzureißen und an seine Stelle ein neues Spaßbad zu setzen. Die PDS engagierte sich für den Erhalt. Auch schien es dafür eine gute Lösung zu geben. So beschloss der rot-rote Senat im Juni 2003, das SEZ für einen symbolischen Euro an die Leipziger Poseidon GmbH zu verkaufen. Rainer Löhnitz, der Investor, wollte in den folgenden Jahren bis zu 25 Millionen Euro in die Sanierung stecken. Das Spaßbad sollte umgebaut und bis 2008 wieder eröffnet werden. Doch zunächst ließ der neue Eigentümer erst einmal das Wasser ab. Einahmen aus anderen Teilbereichen sollten die Mittel für eine Wiedererweckung des Badebereichs einspielen. Aber daraus ist nie etwas geworden. Anders sei es wirtschaftlich nicht zu stemmen gewesen, erzählte Hausmeister Henry Trautmann jetzt dem RBB. Dem Sender zufolge zieht sich ein Rechtsstreit des Senats mit dem Eigentümer schon seit 2018 hin. Es geht darum, ob Löhnitz nicht das SEZ herausgeben müsse, da er seine Versprechen nicht wahr gemacht habe. Doch ein Gericht habe die Rückgabeforderung zurückgewiesen. Der Senat habe Berufung gegen das Urteil eingelegt, indes sei der Termin für die Verhandlung coronabedingt auf unbestimmte Zeit verschoben.
Derweil führt das SEZ ein Schattendasein. Von außen betrachtet ist kaum zu glauben, dass drinnen überhaupt noch etwas stattfindet - Badminton zum Beispiel, wenn Corona das zulässt. Der Haupteingang ist vernagelt. Die einstige Pracht kann wohl nur noch ermessen, wer in den besten Zeiten dieses Hauses dort gewesen ist.
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