Kathologische Theologen protestieren gegen Segnungsverbot für Homosexuelle

Viele Gemeinden wollen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten

  • Lesedauer: 2 Min.

Münster. Mehr als 200 Theologieprofessoren und -professorinnen aus dem deutschen Sprachraum protestieren in einer Stellungnahme gegen das vom Vatikan erlassene Segnungsverbot für homosexuelle Paare. Die Erklärung der römischen Glaubenskongregation sei »von einem paternalistischen Gestus der Überlegenheit geprägt« und diskriminiere homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe, heißt es in der Stellungnahme, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. »Von dieser Position distanzieren wir uns entschieden. Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben und Lieben eines jeden anderen Paares.«

In vielen Gemeinden würden Priester, Diakone und andere Seelsorger und Seelsorgerinnen Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten. »Wir begrüßen diese würdigenden Praktiken ausdrücklich«, stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler klar. Der Erklärung der Glaubenskongregation fehle es an theologischer Tiefe und argumentativer Stringenz. »Werden wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und nicht rezipiert, wie es in dem Dokument der Fall ist, untergräbt das Lehramt seine eigene Autorität«, so die Experten.

Die Stellungnahme, die bis Sonntag von 212 Theologieprofessoren unterzeichnet worden war, ist von einer Arbeitsgruppe an der Universität Münster entworfen worden und kann weiterhin unterschrieben werden. Zu den derzeitigen Unterzeichnern gehören unter anderem der Dogmatiker Georg Essen von der Humboldt-Universität Berlin, der 92-jährige Peter Hünermann, von dem zahlreiche bedeutende Publikationen stammen, Julia Knop und Gregor Maria Hoff, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Dogmatik und Fundamentaltheologie, sowie der Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann aus Erfurt.

Weitere bekannte Vertreter ihres Fachs sind die Vorsitzende des Katholischen Fakultätentags, Johanna Rahner aus Freiburg, der Münchner Fundamentaltheologe Thomas Schärtl-Trendel, der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald, der Neutestamentler Michael Theobald aus Tübingen und der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf. Auch mehrere Vertreter kirchlicher Hochschulen haben unterzeichnet, darunter Jesuiten aus St. Georgen und Lehrende von den katholischen Hochschulen in Eichstätt und Linz.

Die römische Glaubenskongregation hatte am vergangenen Montag klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen. Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne. Dies hat in der katholischen Kirche in Deutschland einen Proteststurm entfacht. dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.