- Politik
- Waffengewalt in den USA
Zehn Tote bei Schusswaffenangriff in Colorado
Polizei nimmt Tatverdächtigen fest / Bundesstaat Colorado nicht zum ersten Mal Ort von Massaker
Boulder. Knapp eine Woche nach dem Attentat in Georgia sorgt in den USA ein neuer Schusswaffenangriff für Entsetzen: Der Täter erschoss am Montag in einem Supermarkt in Boulder im Bundesstaat Colorado mindestens zehn Menschen, wie die Polizei mitteilte. Der mutmaßliche Schütze wurde festgenommen. Die Polizei führte einen Weißen mittleren Alters in Handschellen ab. Die Demokraten erneuerten ihre Forderung nach einer Verschärfung des Waffenrechts.
Der Täter eröffnete am Nachmittag in einem Supermarkt in der rund 50 Kilometer nordwestlich von Denver gelegenen Stadt Boulder das Feuer. Augenzeugen berichteten, sie hätten zuerst lautes Knallen vor dem King-Soopers-Supermarkt gehört. Dann seien die Schüsse lauter geworden und immer näher gekommen, sagte Nevin Sloan, der mit seiner Frau Quinlan durch den Notausgang des Geschäfts flüchtete, dem Sender CBS. »Ich wäre fast beim Kauf einer Limo und eine Tüte Chips getötet worden«, sagte Ryan Borowski CNN.
Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an. Dutzende gepanzerte Fahrzeuge, Rettungswagen und Spezialkräfte waren am Tatort zu sehen.
Unter den zehn Todesopfern sei auch der 51-jährige Polizist Eric Talley, sagte Boulders Polizeichefin Maris Herold. Sie lobte den »heldenhaften« Einsatz des Polizisten, der als erster am Tatort eingetroffen war. Einzelheiten zu den anderen Opfern gab die Polizei zunächst nicht bekannt.
Live-Bilder vom Tatort zeigten, wie die Beamten einen weißen Mann mittleren Alters, der kein Hemd trug und offensichtlich blutete, in Handschellen abführten. Die Polizei machte aber zunächst keine Angaben dazu, ob es sich bei ihm um den Verdächtigen handelte. Der Beamte Kerry Yamaguchi sagte lediglich, die Polizei habe einen schwer verletzten Verdächtigen festgenommen.
Auch zum möglichen Motiv des Schützen machte die Polizei zunächst keine Angaben. Polizeichefin Herold sagte, sie rechne mit »sehr komplexen Ermittlungen« in den kommenden Tagen.
US-Präsident Joe Biden sei über die Geschehnisse in Boulder auf dem Laufenden gehalten worden, schrieb seine Sprecherin Jen Psaki im Onlinedienst Twitter. Colorados Gouverneur Jared Polis sprach von einer »sinnlosen Tragödie«. Auch Boulders Bürgermeister Sam Weaver äußerte sich erschüttert. Eine Sprecherin der Supermarktkette King Soopers erklärte, das Unternehmen sei untröstlich über die »sinnlose Gewalttat«.
Biden hatte sich im Februar für eine Verschärfung des Waffenrechts ausgesprochen. »Diese Regierung wird nicht die nächste Massenschießerei abwarten, bis sie diese Forderung beherzigt«, sagte er. Er appellierte an den Kongress, eine »vernünftige« Waffenreform auf den Weg zu bringen. Der Präsident forderte Hintergrundüberprüfungen »für alle Waffenverkäufe« und ein Verbot von Sturmgewehren und Magazinen mit hoher Kapazität.
Die »Seuche der Schusswaffengewalt« müsse gestoppt werden, sagte am Montag der Vorsitzende der Demokraten im Senat, Chuck Schumer. Der Senat müsse und werde entsprechende Gesetze auf den Weg bringen.
In Colorado hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten zwei der schlimmsten Schusswaffenangriffe der jüngeren US-Geschichte ereignet. An der Columbine High School in Littleton hatten zwei Jugendliche im April 1999 zwölf Mitschüler und einen Lehrer erschossen. Danach begingen sie Suizid. Im Juni 2012 eröffnete ein 24-jähriger Mann in einem Kino in der Stadt Aurora das Feuer und tötete zwölf Menschen. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die Stadt Boulder hatte nach dem Schulmassaker in Parkland in Florida im Jahr 2018 selbst ein Verbot für Sturmgewehre und Großmagazine erlassen. Laut einem Bericht »Denver Post« hatte ein Richter das Verbot aber vergangene Woche kassiert. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.