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Stadtgeld floss in Luxuswasser
Ermittlungen gegen Parchims Bürgermeister Dirk Flörke
»Ich kann Parchim.« Vollmundig hatte CDU-Mann Dirk Flörke 2015 mit dem Credo für seine Wahl zum Bürgermeister der im Süden Mecklenburg-Vorpommerns gelegenen Kreisstadt getrommelt. Ob der studierte Lehrer, seither im Amt, auch mit Parchims Geld verantwortungsvoll umgehen kann, prüft die Justiz. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den 51-Jährigen Ermittlungen eingeleitet. Verdacht der Untreue steht im Raum, untersucht werden dürfte, inwieweit Flörke am Mineralwasser-Projekt »Minus 181« mitgewirkt und damit seiner Stadt geschadet hat.
Parchim hatte sich vom Verkauf eines in 181 Metern Tiefe entdeckten Mineralwassers viel versprochen, pries es über eine 2017 gegründete städtische Tochtergesellschaft als »besonderes Wasser für höchste Ansprüche« an. Für den Luxus sollten Abnehmer rund 27 Euro pro Liter zahlen. Doch das Interesse blieb mäßig, schon im ersten Geschäftsjahr 2018 machte der Betrieb 675 000 Euro Verlust; 373 Flaschen wurden verkauft statt erhoffter 7000. Der Landesrechnungshof monierte fehlende Wirtschaftlichkeit, auch ins Schwarzbuch der Steuerzahler gelangte der Versuch, mit Luxuserfrischung Geld zu machen. Im August 2020 löste sich die Wasser-Gesellschaft auf.
Für Flörke aber könnte der Ärger um »Minus 181« erst schmerzhaft beginnen. Die Anklagebehörde wirft ihm vor, er habe mit einem kommunalen Anteil von 24 000 Euro am Mineralwasser-Betrieb öffentliches Geld veruntreut. Zu den Ermittlungen gehörten Durchsuchungen, bei denen im Rathaus Akten sichergestellt wurden. Dirk Flörke weist die Vorwürfe von sich, betont, die Beteiligung Parchims an der Mineralwasser-Sache sei 2017 vom Stadtparlament genehmigt worden. Kleiner Trost für Flörke: »Minus 181« steht noch immer auf der Liste der zehn teuersten Mineralwässer: auf dem letzten Platz. Den ersten belegt Japan mit »Fillico Jewelry« für 253 Euro je Liter.
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