Zurück ins Spiel
Testen, testen, testen: In Berlin werden Sport und Theater mit Zuschauern geprobt - trotz Lockdown
Berlin. Die Infektionszahlen steigen, die Politiker sind ratlos - aber es gibt in der Pandemie auch gute Nachrichten. Am Mittwoch ließen sich in Berlin 1000 Menschen hintereinander testen - und alle waren negativ. Es war eine Deutschlandpremiere, denn die 1000 Menschen waren die Zuschauer einer Sportveranstaltung, wie es sie seit dem Herbst hierzulande nicht mehr gegeben hat. Nach den Tests sahen sie in der Max-Schmeling-Halle das zweite Playoff-Halbfinale der Volleyballmeisterschaft, Berlin Volleys gegen Düren. Es ging 3:1 für die Heimmannschaft aus. Alle Fans, Betreuer, Spieler und Medienvertreter wurden davor getestet. Vertreter anderer Profisportvereine, etwa von Alba Berlin, beobachteten diese Premiere mit großem Interesse.
Die Tests sind auch medizinisch von Belang, da bundesweit fast ausschließlich Kontaktpersonen von Infizierten oder Menschen mit Krankheitssymptomen untersucht werden. Nun können auch die Pandemieforscher derlei Daten nutzen, um Rückschlüsse auf die tatsächliche Verbreitung des Virus zu ziehen. Auch aus diesem Grund hat der Berliner Senat dieses Spiel zugelassen.
Der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese, fordert, die Öffnung von Kulturveranstaltungen von festen Inzidenzwerten zu lösen. »Inzidenzwerte sind nicht planbar, und sie werden politisch verschoben. 50 ist das alte 100, 35 das neue 50, wird dann wieder zu 100, und wenn man 30 Kilometer weiter fährt, vielleicht zu 200«, sagte er dem »nd« im Interview. Stattdessen, so Reese, sollten Öffnungen für Publikum auf den einzelnen Veranstaltungsort zugeschnitten sein. Die Bedingungen in einem Theater seien andere als in einem Restaurant, wo man sich zwei Stunden ohne Maske gegenübersitze. »Das ist mit der Situation in einem Theater nicht zu vergleichen, dennoch werden wir bei Öffnungsszenarien gleich behandelt«, so Reese. Bereits im September und Oktober des vergangenen Jahres hätten Theater bewiesen, dass sie mit strengen Hygienekonzepten und Luftfilteranlagen unter Pandemiebedingungen spielen können. Nun käme die Möglichkeit hinzu, sich vor Vorstellungsbeginn auf Corona testen zu lassen.
Das Berliner Ensemble beteiligt sich mit anderen Kultureinrichtungen an dem Berliner »Pilotprojekt Testing«, das der Kultursenat initiierte. Bei neun Veranstaltungen soll die Öffnung für vorher getestetes Publikum geprobt werden. Das BE machte mit zwei Vorstellungen des Stücks »Panikherz« den Anfang. nd Seiten 2 und 3
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